Das Gründungsdokument der tschechoslowakischen „Unabhängigen Friedensbewegung – Initiative zur Demilitarisierung der Gesellschaft“ (Nezávislé Mírové Sdružení – Iniciativa za demilitarizaci společnosti; NMS-IDS) wurde am 16. April 1988 von Tomáš Dvořák, Jan Chudomel, Jáchym Kaplan, Hana Marvanová und Jiří Pavlíček unterschrieben und knüpfte direkt an die seit 1981 bestehende Tradition an, sich jährlich zum Gedenken an den Musiker John Lennon an dessen Todestag auf der Prager Moldauinsel Kampa zu treffen. Den entscheidenden Impuls gab der Erfolg einer von Jan Svobodá initiierten Petitionskampagne, die für Wehrpflichtige aus weltanschaulichen Gründen einen zivilen Ersatzdienst benannte. Die Unabhängige Friedensbewegung befasste sich im Zusammenhang mit der Demilitarisierung der Gesellschaft aber auch mit weiteren Fragen: Es ging um die Einhaltung der Menschenrechte, den Schutz der Natur und um die Forderung, dass die Sowjetarmee tschechoslowakischen Boden verlassen sollte. Ihren größten Erfolg verzeichnete die „NMS-IDS“ mit einer Demonstration am 21. August 1988 in der Prager Innenstadt.
Viele der jungen Mitglieder der Unabhängigen Friedensbewegung waren Repressionen wie Hausdurchsuchungen, Verhören, kurzfristigen Haftstrafen und Verurteilungen ausgesetzt. Gleich nach ihrer Gründung nahm die „NMS-IDS“ Kontakt zu Vertretern der staatlich anerkannten „offiziellen“ Friedensbewegung auf und später auch mit Vertretern des offiziellen „Sozialistischen Jugendverbandes“ (Socialistický Svaz Mládeže). Die Unabhängige Friedensbewegung engagierte sich hauptsächlich in Prag, Brünn, Liberec und Ostrava und gab das „NMS-Bulletin“ heraus. Im Frühjahr 1989 kam es zu heftigen Meinungsverschiedenheiten zwischen den Mitgliedern. Ein eher radikaler Teil bestand darauf, keine Verhandlungen mit offiziellen staatlichen Institutionen aufzunehmen. Daneben gab es auch eine anarchistische Strömung.