Spontane Massenunruhen in der georgischen Hauptstadt Tiflis (Tbilissi) vom 5. bis 11. März 1956. Diese waren die ersten offenen politischen Proteste in der Sowjetunion nach Stalins Tod. Die Kundgebungen und Demonstrationen, die im Verlauf von mehreren Tagen in verschiedenen Vierteln von Tiflis und anderen Städten Georgiens wie Gori, Sochumi, Batumi und Kutaissi stattfanden, richteten sich gegen die Demaskierung Stalins auf dem XX. Parteitag der KPdSU. In Georgien wurde dies als Verletzung der nationalen Würde bewertet.
Auf den Versammlungen wurden folgende Forderungen gestellt: sofortige Ablösung der Parteiführung, Rücknahme des internen Briefes des ZK der KPdSU „Über den Personenkult“, der den Text des Referates von Parteichef Nikita Chruschtschow auf dem XX. Parteitag enthielt, sowie den Austritt Georgiens aus der UdSSR. Mehrere Zehntausend Menschen nahmen an den Unruhen teil. Antriebskraft der Ereignisse waren junge Menschen, darunter zahlreiche Studenten.
Nachdem die Behörden zeitweise die Kontrolle über die Situation in der Hauptstadt verloren hatten, erstickte die Armee in der Nacht vom 9. auf den 10. März die Unruhen gewaltsam. Nach Angaben des Georgischen Innenministeriums kamen 15 Menschen ums Leben, 54 wurden verletzt, von denen sieben später ihren Verletzungen erlagen. Mehr als 300 Personen kamen in Haft, 29 wurde der Prozess gemacht. Mehr als 200 Personen waren Verwaltungsstrafen ausgesetzt, das heißt sie wurden von der Hochschule relegiert oder aus der Partei und aus dem Kommunistischen Jugendverband „Komsomol“ ausgeschlossen. Unter dem Eindruck dieser Ereignisse entstanden in Georgien erste illegale Oppositionsgruppen.