Erinnerungskultur in Lettland
Seit 1988 werden die Opfer politischer Repressionen in Lettland strafrechtlich rehabilitiert. Dies war mit der Rückgabe bzw. Entschädigung für das beschlagnahmte Eigentum und 1995 beschlossenen Entschädigungszahlungen für die erlittene Deportation, Haft und Repression verbunden. Insgesamt ist die soziale Situation ehemals repressierter Personen im Land jedoch schlecht, da sich die Verfolgungszeiten insbesondere auf die Renten auswirken, was für viele Menschen ein Leben am Existenzminimum bedeutet.
Die Akten des KGB wurden dem Zentrum zur Dokumentation der Folgen des Totalitarismus übergeben, das dem lettischen Verfassungsschutz zugeordnet ist. 2018 wurde die Öffnung und Überführung der Akten in ein eigenes Archiv beschlossen. Für bestimmte Positionen im Staats-und Verwaltungsapparat gilt eine Überprüfungspflicht, ob die Anwärter ehemalige Mitarbeiter des KGB waren. In nur wenigen Ausnahmefällen wurde bisher eine Strafverfolgung gegen ranghohe Verantwortliche für die Massendeportationen und Vertreter des kommunistischen Regimes in Lettland eingeleitet.
Die zentrale Erinnerung in Lettland konzentriert sich auf die beiden großen Deportationswellen 1941 und 1949. Im ganzen Land befinden sich kleinere den Opfern gewidmete Denkmäler. Ein zentrales Denkmal für die Opfer kommunistischer Verfolgung gibt es bisher nicht. Jedoch erinnert im Zentrum der lettischen Hauptstadt das privat initiierte Okkupationsmuseum an die sowjetische wie auch die nationalsozialistischen Besetzung des Landes und ihre Opfer.
In Lettland finden jeweils am 25. März (Gedenktag der Deportationen von 1949) und am 14. Juni (Gedenktag für die Opfer der Deportationen von 1941) Gedenkveranstaltungen statt. Seit 2009 wird jeweils am 23. August der Opfer des nationalsozialistischen Regimes und der kommunistischen Herrschaft gedacht.
Vgl.: Museen und Gedenkstätten zur Erinnerung an die Opfer der kommunistischen Diktaturen, hrsg. v. Anna Kaminsky, erarbeitet v. Anna Kaminsky, Ruth Gleinig und Lena Ens, Dresden 2018, S. 195.