Die Menschenrechtsbewegung in Georgien war vor allem mit den Namen Swiad Gamsachurdia, Merab Kostawa und ihren Mitstreitern verbunden. Ab 1972 pflegten Gamsachurdia und Kostawa intensive Kontakte zu den Moskauer Menschenrechtsaktivisten und nahmen eine Vermittlerrolle zu den entsprechenden Gruppen in Georgien ein. In den 60er Jahren war es Gamsachurdias Ziel, christliche Literatur und theologische Schriften innerhalb der jungen Generation des Landes bekannt zu machen. In den 70er Jahren engagierte er sich im Vertrieb russischer Samisdat-Publikationen (literarische Texte wie auch Schriften zum Thema Menschenrechte): In Georgien erschienen Texte von Alexander Solschenizyn, Andrei Sacharow, Pjotr Grigorenko, Juri Orlow und anderen Dissidenten. Nach Moskauer Vorbild gründeten Gamsachurdia und Kostawa öffentlichkeitswirksame Vereine und Organisationen, so die *Initiativgruppe zur Verteidigung der Menschenrechte in Georgien (1974) und die *Georgische Helsinki-Gruppe (1977). Gamsachurdia und seine Mitstreiter sorgten dafür, dass zahlreiche Fakten zu Menschenrechtsverletzungen die Öffentlichkeit erreichten, sie informierten über die Zerstörung von Kulturdenkmälern, ebenso wie über Fälle von Korruption und Machtmissbrauch. Dabei reichte das Spektrum der Aktivitäten der Initiativgruppe über den unmittelbar georgischen Rahmen hinaus, und ihre Mitglieder unterschrieben beispielsweise auch Petitionen für verfolgte russische Dissidenten. Dem Umfeld der Initiativgruppe ist auch die Blütezeit des georgischen Samisdat zu verdanken. Zensurunabhängig konnten nicht nur Einzeltexte erscheinen, sondern auch unabhängige Zeitschriften, wie *„Okros Sats‘misi“ (1975/76) und *„Sakartvelos Moambe“ (1976/77).
Oppositionelle Aktivitäten in Georgien entfalteten sich nicht nur innerhalb der georgischen Nationalbewegung. Wie auch in anderen Regionen der UdSSR waren ebenso Oppositionelle der nationalen und religiösen Minderheiten im Land (Abchasen, Osseten, Aserbaidschaner; die unter Stalin aus Georgien ausgesiedelten und um ihre Rückkehr nach Georgien kämpfenden Turk-Mescheten; die jüdische Bewegung der *Otkazniki) und Angehörige nichtorthodoxer Glaubensgemeinschaften (Zeugen Jehovas, Baptisten, später auch Hare-Krishna-Anhänger) aktiv. Die georgischen Menschenrechtsgruppen, deren Mitglieder größtenteils nationale und religiöse Interessen verfolgten, wurden kein kollektives Forum für die Bestrebungen all dieser Bewegungen, sondern kooperierten allenfalls mit den Vertretern der jüdischen und zum Teil der meschetischen Bewegung. Innerhalb der jüdischen Bevölkerung der ehemaligen UdSSR bildeten die georgischen Juden eine eigene ethnische Gruppe, die Ende der 60er Jahre etwa 65.000 Menschen zählte. Primär ging es den jüdischen Aktivisten um die Verteidigung der Gewissensfreiheit und das Recht auf Erlernen der hebräischen Sprache. In der zweiten Hälfte der 60er Jahre jedoch initiierten jüdische Kreise in Georgien (und in Lettland) eine Massenbewegung für das Recht auf Ausreise nach Israel. Zwischen 1971 und 1981 wanderten mehr als 30.000 Juden aus Georgien aus. Die Brüder Isaak und Grigori Goldstein, denen jahrelang die Ausreise verwehrt worden war, traten der *Georgischen Helsinki-Gruppe bei. Wladimir Slepak und Anatoli Schtscharanski in der RSFSR, Jossyf Sissels in der Ukraine und Eitan Finkelstein in Litauen schlossen sich in ihren jeweiligen Sowjetrepubliken ebenfalls den dortigen Helsinki-Gruppen an.
Mitte der 70er Jahre unterhielten führende georgische Menschenrechtsaktivisten auch Kontakte zu Vertretern der Turk-Mescheten und unterstützten deren Forderung nach Rückkehr ins Land. Einige machten jedoch die Einschränkung, sie würden sich nur jene Turk-Mescheten einsetzen, die sich als Georgier betrachten und/oder zum orthodoxen Glauben übertreten. Die als antigeorgisch wahrgenommene abchasische Nationalbewegung machte in regelmäßigen Abständen in Form von Volksversammlungen und Kundgebungen auf sich aufmerksam (1958, 1967 und 1978, am häufigsten in dem Dorf Lychny). Forderungen der abchasischen Bevölkerung reichten von einer Verringerung des Anteils von Georgiern in den Führungsgremien der autonomen Republik, über einen eigenen Status Abchasiens als Sowjetrepublik, bis hin zu dessen Anschluss an die RSFSR. Wiederum beklagten in der Region ansässige Georgier ihrerseits die Beschneidung ihrer Rechte. Anfang 1981 protestierten in Tiflis einige Hundert georgische Studierende aus Abchasien gegen die Entscheidung, dass an der neugegründeten Universität in Sochumi zwar ein Fachbereich für Russisch und Abchasisch geschaffen wurde, nicht aber für Georgisch. Ähnlich gelagert war die Frage der ossetischen Nationalbewegung, die sich im Südossetischen Autonomen Gebiet entwickelte: 1983 erging an den sowjetischen Staats- und Parteichef Juri Andropow eine Petition, für die Wiedervereinigung mit der Nordossetischen Autonomen Sozialistischen Sowjetrepublik im Gebiet der RSFSR. Die Aserbaidschaner mit ihren Siedlungskernen in der georgisch-aserbaidschanischen Grenzregion wiederum stellten Autonomieforderungen. Die Behörden gingen auf diese Forderungen teilweise ein, indem sie 1979 den Nationalitätenrajon Marneuli schufen. Der Niedergang des Sowjetreiches Ende der 80er Jahre war von einer enormen Zuspitzung dieser nationalen Gegensätze im Land begleitet.
Die Aktivitäten der Menschenrechtler wurden von den Behörden in Tiflis zunächst toleriert. Erst 1977 gingen sie (vermutlich auf Geheiß Moskaus) gegen die Mitglieder etlicher öffentlich agierender Vereine und Organisationen vor. Die folgenden Verhaftungen bedeuteten einen schweren Schlag für die oppositionelle Bewegung Georgiens, denn im Unterschied zu ihren russischen Kollegen hatten es die georgischen Menschenrechtler versäumt, nachhaltige Strukturen zu schaffen. Die Verhaftung von Schlüsselpersonen war gleichbedeutend mit dem vorläufigen Ende systematischer Aktivitäten. Anders als in Russland, in der Ukraine und in einigen weiteren Sowjetrepubliken, wo humanistische und wissenschaftliche Kreise für die Dissidenten eine Art „intellektuellen Rückhalt“ und zugleich den „gesellschaftliche Kontext“ ihrer Arbeit bildeten, unterstützte die Intelligenz in Georgien zwar anfangs die Bestrebungen von Swiad Gamsachurdia, begann aber schon bald, diese äußerst kritisch zu hinterfragen. Der Grund dafür lag nicht nur in der Exzentrik der von Gamsachurdia vertretenen ethnokulturellen und religiösen Theorien, sondern auch im Charakter dieser Führungspersönlichkeit. Skandal erregte beispielsweise Mitte der 70er Jahre in Tiflis seine „Liste von Personen aus der georgischen Intelligenz, die mit dem KGB zusammengearbeitet haben“, die Gamsachurdia auf der Grundlage seiner eigenen Vermutungen erstellt hatte. Gamsachurdias Verhalten nach seiner Verhaftung 1977 und während der Ermittlungen gegen ihn sowie besonders seine im Fernsehen ausgestrahlte öffentliche Reue blieben nicht ohne Einfluss auf das Ansehen der georgischen Oppositionsbewegung. Die Ereignisse Ende der 80er Jahre aber zeigten, dass Gamsachurdia nach wie vor breites gesellschaftlichen Ansehen genoss oder wiedererlangte.
Ende der 70er Jahre entstanden in Georgien nationalorientierte, konspirativ agierende politische Organisationen, die über eine gewisse Massenbasis verfügten. Ein Teil dieser schon erwähnten Gruppen entwickelte sich bereits vor der Verhaftung Gamsachurdia – zum Beispiel die Jugendorganisation *Kampfbund zur Befreiung Georgiens. Andere wurden als Reaktion auf den Gamsachurdia-Prozess und sein öffentliches Reuebekenntnis gegründet – dazu gehörten die *Republikanische Partei Georgiens, die *National-Demokratische Partei und die Gruppe *Wiedergeburt des nationalen Bewusstseins. Die Aktivitäten des „neuen Untergrunds“ bestanden vor allem in der Verbreitung von Flugblättern sowie – das war ein Novum in der Arbeit der georgischen Dissidenten – in der Vorbereitung und Durchführung großer öffentlicher Aktionen. Eine der ersten war die *Demonstration am 14. April 1978, als dem bedeutendsten Ereignis im Kampf um die georgische Sprache und ihren Status als Amtssprache. Zugleich handelte es sich um die größte öffentliche Veranstaltung, die zwischen Mitte der 50er Jahre und Mitte der 80er Jahre in Georgien stattfand – ausgenommen allenfalls die abchasischen Volksversammlungen in Lychny.