Ähnlich wie in den anderen Sowjetrepubliken betrieb die Moskauer Zentralregierung auch in Georgien eine Politik, die darauf ausgerichtet war, die russische Sprache im Bildungswesen sowie in den staatlichen Institutionen zu verankern. Beispiele dafür benannte der Schriftsteller Rewas Dschaparidse in seiner bejubelten Rede auf dem Kongress georgischer Schriftsteller am 22. April 1976. Er verwies unter anderem auf Versuche an Schulen und an der Universität Tiflis, Georgisch als Unterrichtssprache in bestimmten Fächern durch Russisch zu ersetzen. Auf Anordnung des Ministers für Hoch- und Oberschulwesen der UdSSR sollten zudem viele der an den georgischen Hochschulen verwendeten Lehrbücher in russischer Sprache erscheinen. Russisch sollte neben Georgisch gleichberechtigte Sprache bei der Verteidigung von Doktorarbeiten werden. Zu einer wahren Welle der Empörung führte 1978 der Versuch, die in Artikel 75 der Verfassung der Georgischen SSR enthaltenen Bestimmungen zur Amtssprache des Landes zu ändern. In der bis dahin gültigen Fassung wurde das Georgische als Amtssprache bezeichnet. Als die Zeitung „Zarja Vostoka“ am 24. März die überarbeitete Fassung vorstellte, der zufolge „in staatlichen und gesellschaftlichen Organen sowie kulturellen und anderen Einrichtungen“ explizit die russische Sprache gefördert werden und einen gleichberechtigten Platz neben „anderen von der Bevölkerung genutzten Sprachen“ erhalten sollte, begann der Kampfbund zur Befreiung Georgiens umgehend mit der Vorbereitung einer Protestaktion. An der von den Behörden geduldeten Demonstration am 14. April 1978 nahmen rund 10.000 Menschen teil, hauptsächlich Schüler und Studenten, die eine Verdrängung des Georgischen aus dem öffentlichen Leben befürchteten. Der Oberste Sowjet der Georgischen SSR lenkte ein und sah von einer Änderung des Artikels 75 der Verfassung ab. Die Abgeordneten feierten ihren eigenen Beschluss mit langanhaltendem Beifall, und der Erste Sekretär des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei Georgiens Eduard Schewardnadse verkündete den Demonstranten persönlich die Entscheidung. Mit Ausnahme von Awtandil Imnadse, der die Demonstration gefilmt hatte, wurde keiner der Organisatoren und aktiven Teilnehmer des Protestes verhaftet. Die Vertreter der sowjetischen Staatsmacht in Georgien erfüllten somit nicht nur die Forderung der Protestierenden, sondern teilten zugleich deren Triumph und erklärten sich denselben Werten verpflichtet – ein in der sowjetischen Geschichte wohl beispielloses Ereignis. Der Erfolg der Demonstration am 14. April 1978 bedeutete eine Ermutigung für die georgische Opposition. In den Folgejahren kam es in Tiflis und Umgebung immer wieder zu Protestaktionen mit Massencharakter.
Um 1980 kann man bereits von der Existenz einer gefestigten Nationalbewegung sprechen. Ihre Haupttriebkraft waren Studenten der Universität Tiflis sowie humanistisch orientierte Intellektuelle. Auffallend viele sehr junge Leute (zum Beispiel die Mitglieder des Kampfbundes zur Befreiung Georgiens) waren aktiv. Ziele der Bewegung waren die Bewahrung der georgischen Sprache und Kultur sowie die Erneuerung des religiösen Lebens. Die Aktivisten verbanden eine progeorgische patriotische Haltung und die Ablehnung der sowjetischen Ordnung, darüber hinaus waren jedoch durchaus verschiedene politisch-gesellschaftliche Ansichten vertreten. So befürwortete Wascha Schgenti, Vordenker der Gruppe Wiedergeburt des nationalen Bewusstseins, ein sozialistisches Modell, allerdings nicht nach sowjetischem Vorbild. Die Republikanische Partei Georgiens wiederum orientierte sich bei der Namenswahl an der US-amerikanischen Republican Party und machte daran auch ihre politische Zielrichtung fest. Leitidee der National-Demokratischen Partei war eine Synthese von Demokratie und Elementen theokratischer Herrschaft, also die Verbindung von liberalen und christlichen Werten. Die Mehrheit der konspirativ agierenden Gruppen setzte sich mit gewaltlosen Mitteln für die Wiedererlangung der Unabhängigkeit Georgiens ein. Eine Ausnahme war Wladimir Schwania, der sich für den Weg des Terrors entschied (drei Sprengstoffanschläge in Sochumi, Kutaissi und Tiflis). Er wurde im Januar 1977 zum Tode verurteilt und hingerichtet.
Die repressive Politik der Behörden gegen die Aktivisten der Unabhängigkeitsbewegung war immer wieder Anlass für Kundgebungen und Flugblattaktionen. So wurden in Tiflis nach der Festnahme und Zwangseinweisung von Nikolos Samcharadse in eine psychiatrische Anstalt Flugblätter mit der Losung „Freiheit für die Kämpfer um die Unabhängigkeit Georgiens – Kostawa, Imnadse, Samcharadse!“ verteilt. Als im April 1981 der beliebte Hochschuldozent für georgische Literatur, Akaki Bakradse, Autor des im russischsprachigen Samisdat verbreiteten Aufsatzes „Čto ožidajet Gruziju?“ (Was steht Georgien bevor?), von der Universität suspendiert wurde, solidarisierten sich rund 1.000 demonstrierende Studierende mit ihm, und er konnte bleiben. Entrüstung löste der Prozess gegen Merab Kostawa aus, der 1981 unter falschen Anschuldigungen an seinem Verbannungsort verhaftet worden war. Rund 200 Personen unterschrieben ein Protestschreiben an Breschnew und Schewardnadse. Zwei der Unterzeichner, Mitarbeiter Instituts für Geschichte, Archäologie und Ethnographie der Akademie der Wissenschaften, wurden zu 15 Tagen Arrest verurteilt. Nachdem Kollegen sich für sie eingesetzt hatten, wurden sie vorzeitig entlassen.
Nur eine Woche nach der Solidaritätsdemonstration für Bakradse fand vor dem Gebäude des Obersten Sowjets der Georgischen SSR, dem Tagungsort des Schriftstellerkongresses Georgiens, eine weitere Kundgebung statt. Der Protest richtete sich gegen den zunehmenden Einfluss der russischen Sprache. Gefordert wurde der Ausbau der Rahmenlehrpläne zur Geschichte Georgiens an Schulen und Hochschulen sowie Denkmäler zu Ehren der Nationalhelden König Davit IV. den Erbauer, Königin Tamar und Zotne Dadiani. Schewardnadse, der auf dem Schriftstellerkongress zugegen war, wurde eine an Leonid Breschnew adressierte Petition mit der Überschrift „Forderungen des georgischen Volkes“ überreicht. Gamsachurdia, der gerade aus der Verbannung in Dagestan zurückgekehrt war, übermittelte ein gleichlautendes Dokument an das ZK der Kommunistischen Partei Georgiens. Es forderte die Aufrechterhaltung des Status der georgischen Sprache im Land, die Freilassung der politischen Gefangenen Nikolos Samcharadse und Leonid Markosia (er kämpfte für die Rechte der Georgier in Abchasien), die Schließung des Truppenübungsplatzes auf dem Gelände der mittelalterlichen Klosteranlage Dawit Garedscha sowie den Schutz der georgischen Bevölkerung in Abchasien, Adscharien und Aserbaidschan.
1981 wurde die Swetizchoweli-Kathedrale in der unweit von Tiflis gelegenen historischen Stadt Mzcheta zu einem symbolischen Ort mehrerer Aktionen der georgischen Nationalbewegung. 1981, am dritten Jahrestag der Demonstration am 14. April 1978, versammelten sich rund 200 Demonstranten und beteten mit Kerzen in den Händen für Georgien – zur Erinnerung an die Demonstration von 1978 beschloss man, die Aktion alljährlich zu wiederholen. Die Kundgebungen in Mzcheta wurden immer größer. Am 12. Oktober 1981 protestierten vor dem Gotteshaus rund 2.000 Demonstranten gegen Einschränkungen des Georgischunterrichts.
Ebenfalls in Mzcheta fanden 1983 die offiziellen Feierlichkeiten zum 200. Jahrestages des Vertrags von Georgijewsk statt. Die sowjetische Geschichtsschreibung hatte stets die seit dem 12. Jahrhundert bestehenden Verbindungen zwischen russischen und georgischen Territorien hervorgehoben. Unterstrichen wurde insbesondere die Rolle des russischen Staates als Schutzmacht in der zweiten Hälfte des 18. und Anfang des 19. Jahrhunderts, und auch die Eingliederung Georgiens in das Russische Reich wurde äußerst positiv beurteilt. Anders bewerteten die Aktivisten der georgischen Nationalbewegung die historischen und aktuellen Beziehungen zu Russland. Angesichts seiner Folgen galt der Vertrag von Georgijewsk als „tragisches Ereignis in der Geschichte Georgiens“, wie es auf einem Flugblatt hieß. Im Juni 1983 wurden Irakli Zereteli und Paata Sagaradse unter dem Vorwurf verhaftet, Flugblätter mit der Aufforderung zum Boykott der Jubiläumsfeierlichkeiten verbreitet zu haben. Am 11. Juli solidarisierten sich rund 100 Demonstranten mit den Gefangenen. Etwa 20 Personen wurden festgenommen, einige inhaftiert und dann verurteilt (unter anderem Tamar Tschcheidse und Giorgi Tschanturia). Auch Mitglieder der Georgischen Organisation für Nationale Befreiung – Sakaria Laschkaraschwili, Tariel Gwiniaschwili und Guram Gogbaidse – wurden wegen Verbreitung von kritischen Flugblättern verhaftet, und im November 1983 fand auf dem Mtazminda-Pantheon in Tiflis eine gegen die Feiern zum Jahrestag des Vertrags von Georgijewsk gerichtete Kundgebung statt. Einer der Organisatoren, Gela Nikolaischwili, wurde im Frühjahr 1984 festgenommen.
Für die junge Generation der Opposition, die Anhänger von Swiad Gamsachurdia und die Teilnehmer der Demonstration am 14. April 1978, waren die Verhaftungen der Jahre 1983 und 1984 ein schwerer Schlag. Oppositionelle Aktivitäten waren vermehrt erst wieder nach Beginn der Perestroika möglich, insbesondere nach 1987, als Michail Gorbatschow sich für die Freilassung politischer Gefangener aussprach. Nach der Rückkehr der georgischen Dissidenten in das öffentliche Leben wurden vorherige Organisationen wiederbelebt und neue gegründet. Bereits 1986 nahm die Georgische Helsinki-Gruppe ihre Arbeit wieder auf. 1987 entstand das Komitee zur Verteidigung georgischer Gewissenshäftlinge. Mitglieder des Komitees waren unter anderem Merab Kostawa, Swiad Gamsachurdia, Tamar Tschcheidse, Giorgi Tschanturia, die Brüder Eduard und Tengis Gudawa und Marina Tersian. Swiad Gamschurdia, Merab Kostawa und Manana Artschwadse-Gamsachurdia traten darüber hinaus dem in Moskau berufenen Unterstützungskomitees für die Kinder von Verfolgungsopfern bei.
Neben der weiterhin angesehenen Georgischen Helsinki-Gruppe und der National-Demokratischen Partei entstanden jetzt auch neue oppositionelle Gruppen mit breitem Rückhalt in der Gesellschaft. So formierte sich im Oktober 1987 die Ilia-Tschawtschawadse-Gesellschaft, die für ein unabhängiges Georgien eintrat. Zwischen den Gründungsmitgliedern Swiad Gamschurdia, Merab Kostawa, Giorgi Tschanturia und Teimuras Dschanelidse gab es Meinungsverschiedenheiten, sodass es schon bald zu einer Spaltung der Gruppe kam. Eine der Streitfragen war das Verhältnis zu den Nationalbewegungen der anderen in Georgien lebenden Volksgruppen. 1988 verließen Giorgi Tschanturia und Swiad Gamschurdia die Organisation und gründeten die Gesellschaft des Heiligen Ilia des Rechtschaffenen. Dennoch nahmen führende Vertreter verschiedener Organisationen – der National-Demokratischen Partei, der Ilia-Tschawtschawadse-Gesellschaft und der Gesellschaft des Heiligen Ilia des Rechtschaffenen – an der Kundgebung vor dem Regierungsgebäude vom 4. bis. 9. April 1989 gemeinsam teil. Die blutige Niederschlagung dieser friedlichen Demonstration für eine nationale Unabhängigkeit Georgiens erschütterte das Land, gab jedoch zugleich Impulse für neue oppositionelle Aktivitäten.
Den größten Einfluss in den Jahren 1990/91 hatte die Parteienkoalition „Runder Tisch – Freies Georgien“, die unter dem Vorsitz von Swiad Gamsachurdia aus den Wahlen zum Obersten Sowjet der Georgischen SSR am 28. Oktober 1990 als Sieger hervorging. Am 9. April 1991 erklärte sich Georgien für unabhängig. Im Mai 1991 wurde Gamschurdia mit fast 87 Prozent der Stimmen zum ersten Staatspräsidenten des Landes gewählt. Politisch und wirtschaftlich setzte sich die Krise in Georgien fort. Zweimal – 1992 und 2003 – erschütterten revolutionäre Ereignisse das Land, in deren Ergebnis es zu einem Machtwechsel kam: 1992 wurde Gamschurdia durch einen gewaltsamen Putsch aus dem Amt gedrängt, seinen Platz nahm wieder Eduard Schewardnadse ein, nun nicht mehr als Parteichef, sondern als Staatsratsvorsitzender und ab 1995 als Staatspräsident Georgiens. Nach dem Umsturz kam es immer wieder zu bürgerkriegsartigen Auseinandersetzungen, in denen sich die „Swiadisten“ und das Lager des Staatsrates gegenüberstanden. 2003 kam es nach den Parlamentswahlen, deren Ergebnisse angezweifelt wurden, zu Straßenprotesten: Die „Rosenrevolution“ fegte Schewardnadse aus dem Amt. Der Sieg seines ärgsten Rivalen Micheil Saakaschwili bei den vorgezogenen Präsidentschaftswahlen besiegelte einen Umbruch, der diesmal gewaltfrei verlief.
Die frühe Geschichte des unabhängigen Georgiens war durch lokale Proteste sowie durch Aufstände der Nationalgarde gekennzeichnet. Besonders schwer aber wog der sich verschärfende Nationalitätenkonflikt. Nach 1991 verstärkten sich die separatistischen Bestrebungen verschiedener nationaler Minderheiten, die in Georgien in eigenen Siedlungsschwerpunkten ansässig waren: Osseten, Abchasen, Aserbaidschaner, Adscharen, dschawachetische Armenier. Von Georgien spalteten sich Südossetien und Abchasien ab, die schon bald ihre Unabhängigkeit erklärten. Der Konflikt war von kriegerischen Auseinandersetzungen begleitet und forderte viele Opfer. Besonders blutig (für beide Seiten) war der georgisch-abchasische Krieg 1992/93. Über die Jahre kam es immer wieder zu Auseinandersetzungen, die mit dem Kaukasuskrieg 2008 einen weiteren traurigen Höhepunkt erreichten. In den Jahren 1991 bis 2004 hatte sich de facto auch Adscharien der Kontrolle der Zentralmacht in Tiflis entzogen, sowohl der Kontrollverlust der Zentralgewalt als auch die Rückkehr der Region in die Republik verliefen hier jedoch relativ ruhig.
Zahlreiche Oppositionelle aus der Sowjetära beteiligten sich auch nach dem politischen Umbruch aktiv am gesellschaftlichen, politischen und kulturellen Leben Georgiens und engagieren sich bis heute in unterschiedlichen politischen Lagern als Menschenrechtsaktivisten, Parlamentarier, Parteiführer, als engagierte Mitglieder gesellschaftlicher und kultureller Organisationen, als Publizisten, Schriftsteller oder Wissenschaftler.