Neben der weiterhin angesehenen *Georgischen Helsinki-Gruppe und der *National-Demokratischen Partei entstanden jetzt auch neue oppositionelle Gruppen mit breitem Rückhalt in der Gesellschaft. So formierte sich im Oktober 1987 die *Ilia-Tschawtschawadse-Gesellschaft, die für ein unabhängiges Georgien eintrat. Zwischen den Gründungsmitgliedern Swiad Gamschurdia, Merab Kostawa, Giorgi Tschanturia und Teimuras Dschanelidse gab es Meinungsverschiedenheiten, sodass es schon bald zu einer Spaltung der Gruppe kam. Eine der Streitfragen war das Verhältnis zu den Nationalbewegungen der anderen in Georgien lebenden Volksgruppen. 1988 verließen Giorgi Tschanturia und Swiad Gamschurdia die Organisation und gründeten die Gesellschaft des Heiligen Ilia des Rechtschaffenen. Dennoch nahmen führende Vertreter verschiedener Organisationen – der *National-Demokratischen Partei, der *Ilia-Tschawtschawadse-Gesellschaft und der Gesellschaft des Heiligen Ilia des Rechtschaffenen – an der *Kundgebung vor dem Regierungsgebäude vom 4. bis. 9. April 1989 gemeinsam teil. Die blutige Niederschlagung dieser friedlichen Demonstration für eine nationale Unabhängigkeit Georgiens erschütterte das Land, gab jedoch zugleich Impulse für neue oppositionelle Aktivitäten.
Den größten Einfluss in den Jahren 1990/91 hatte die Parteienkoalition „Runder Tisch – Freies Georgien“, die unter dem Vorsitz von Swiad Gamsachurdia aus den Wahlen zum Obersten Sowjet der Georgischen SSR am 28. Oktober 1990 als Sieger hervorging. Am 9. April 1991 erklärte sich Georgien für unabhängig. Im Mai 1991 wurde Gamschurdia mit fast 87 Prozent der Stimmen zum ersten Staatspräsidenten des Landes gewählt. Politisch und wirtschaftlich setzte sich die Krise in Georgien fort. Zweimal – 1992 und 2003 – erschütterten revolutionäre Ereignisse das Land, in deren Ergebnis es zu einem Machtwechsel kam: 1992 wurde Gamschurdia durch einen gewaltsamen Putsch aus dem Amt gedrängt, seinen Platz nahm wieder Eduard Schewardnadse ein, nun nicht mehr als Parteichef, sondern als Staatsratsvorsitzender und ab 1995 als Staatspräsident Georgiens. Nach dem Umsturz kam es immer wieder zu bürgerkriegsartigen Auseinandersetzungen, in denen sich die „Swiadisten“ und das Lager des Staatsrates gegenüberstanden. 2003 kam es nach den Parlamentswahlen, deren Ergebnisse angezweifelt wurden, zu Straßenprotesten: Die „Rosenrevolution“ fegte Schewardnadse aus dem Amt. Der Sieg seines ärgsten Rivalen Micheil Saakaschwili bei den vorgezogenen Präsidentschaftswahlen besiegelte einen Umbruch, der diesmal gewaltfrei verlief.
Die frühe Geschichte des unabhängigen Georgiens war durch lokale Proteste sowie durch Aufstände der Nationalgarde gekennzeichnet. Besonders schwer aber wog der sich verschärfende Nationalitätenkonflikt. Nach 1991 verstärkten sich die separatistischen Bestrebungen verschiedener nationaler Minderheiten, die in Georgien in eigenen Siedlungsschwerpunkten ansässig waren: Osseten, Abchasen, Aserbaidschaner, Adscharen, dschawachetische Armenier. Von Georgien spalteten sich Südossetien und Abchasien ab, die schon bald ihre Unabhängigkeit erklärten. Der Konflikt war von kriegerischen Auseinandersetzungen begleitet und forderte viele Opfer. Besonders blutig (für beide Seiten) war der georgisch-abchasische Krieg 1992/93. Über die Jahre kam es immer wieder zu Auseinandersetzungen, die mit dem Kaukasuskrieg 2008 einen weiteren traurigen Höhepunkt erreichten. In den Jahren 1991 bis 2004 hatte sich de facto auch Adscharien der Kontrolle der Zentralmacht in Tiflis entzogen, sowohl der Kontrollverlust der Zentralgewalt als auch die Rückkehr der Region in die Republik verliefen hier jedoch relativ ruhig.
Zahlreiche Oppositionelle aus der Sowjetära beteiligten sich auch nach dem politischen Umbruch aktiv am gesellschaftlichen, politischen und kulturellen Leben Georgiens und engagieren sich bis heute in unterschiedlichen politischen Lagern als Menschenrechtsaktivisten, Parlamentarier, Parteiführer, als engagierte Mitglieder gesellschaftlicher und kultureller Organisationen, als Publizisten, Schriftsteller oder Wissenschaftler.