Erinnerungskultur in Kroatien
In Kroatien setzten sich seit Beginn der 90er Jahre zahlreiche Vereine, Verbände sowie Familienangehörige der Verfolgten und der 1945 zu Tode Gekommenen für eine Kennzeichnung der verschwiegenen Grabstätten ein. Allerdings wurden die Gedenkveranstaltungen von unterschiedlichen Seiten instrumentalisiert: Während nationalistische Kräfte versuchten, die Toten als Kämpfer gegen den Kommunismus und unschuldige Opfer desselben zu vereinnahmen, wurden sie von anderen als Faschisten und Nazi-Kollaborateure geschmäht. Der Krieg von 1991 bis 1995 ließ die Erinnerung an die Zeit der kommunistischen Herrschaft sowie die Aufarbeitung und Verfolgung der damaligen Verbrechen in den Hintergrund treten. Zwar hat Kroatien 2006 eine „Deklaration über die Verurteilung der während des kommunistischen totalitären Regimes begangenen Verbrechen“ verabschiedet, eine Strafverfolgung einzelner Personen war damit aber nicht verbunden. Niemand wurde juristisch für die nach 1945 verübten Verbrechen zur Verantwortung gezogen. Erst 2017 erklärte der kroatische Ministerpräsident Andrej Plenković (HDZ), das Land werde sich nun sowohl mit der Aufarbeitung des faschistischen Ustaša-Regimes befassen als auch die sozialistische Vergangenheit differenzierter in den Blick nehmen. Zu diesem Zweck wurde im März 2017 ein „Rat für die Auseinandersetzung mit den Folgen der undemokratischen Regime“ ins Leben gerufen, welcher Empfehlungen für eine historische Aufarbeitung wie für das Erinnern an und den Umgang mit Verbrechen und Traumata des 20. Jahrhunderts erarbeiten soll.
Nach der kroatischen Unabhängigkeit wurde damit begonnen, konfisziertes Eigentum zurückzugeben und Enteignungen von Grund und Boden sowie Unternehmen rückgängig zu machen. Dabei versuchten die Behörden, die Rechte der neuen Besitzer oder Mieter von zum Beispiel Häusern und Wohnungen zu berücksichtigen und unnötige Härten zu vermeiden. Bereits 1992 wurde das Gesetz über die Rehabilitierung und Entschädigung der politischen Gefangenen verabschiedet. Diese werden nach Vorlage der entsprechenden Unterlagen rehabilitiert, die Zeit der Haft wird bei der Berechnung ihrer Renten berücksichtigt.
Vgl.: Museen und Gedenkstätten zur Erinnerung an die Opfer der kommunistischen Diktaturen, hrsg. v. Anna Kaminsky, erarbeitet v. Anna Kaminsky, Ruth Gleinig und Lena Ens, Dresden 2018, S. 132.