Kämpfer für Arbeiterrechte, Mitbegründer der Freien Gewerkschaft der Werktätigen in Rumänien.

Vasile Paraschiv wurde 1928 in Ploiești geboren. Er erlernete den Beruf des Fermeldetechnikers. Ab 1946 war er Mitglied der Rumänischen Kommunistischen Partei. 1968 erklärte er seinen Parteiaustritt, mit der Begründung, die Arbeiter seien „Opfer des Machtmissbrauchs und der Ungerechtigkeit seitens der Parteifunktionäre“.

Am 29. Juli 1969 wurde er an seinem Arbeitsplatz im Petrolchemischen Kombinat Brazi verhaftet. Nach kurzen Ermittlungen wies man ihn in die Psychiatrische Klinik Urlați ein, wo er sofort in den Hungerstreik trat. Nach fünf Tagen wurde er wieder entlassen. 1976 schickte er einen offenen Brief an Radio Freies Europa, in dem er die Repressalien gegen Mitglieder der von den Kommunisten aufgelösten Sozialdemokratischen Partei an den Pranger stellte. Aufgrund dieses Briefes wurde er erneut festgenommen und am 1. Dezember in die Psychiatrie eingewiesen, wo man ihn bis zum 23. Dezember 1976 festhielt. Die Diagnose lautete „rezidivierende manische Psychose“.

Am 8. Februar 1977 unterzeichnete Paraschiv einen von Paul Goma verfassten offenen Brief, der sich an das Belgrader KSZE-Nachfolgetreffen richtete und gegen Menschenrechtsverletzungen in Rumänien protestierte. Daraufhin wurde er am 23. Februar 1977 erneut verhaftet und in die psychiatrische Anstalt in Săpoca überstellt, wo man ihn 45 Tage lang festghielt. Die französischen Psychiater Gerard Blis und Dominique Bonnet äußerten öffentlich Zweifel an der Diagnose der rumänischen Ärzte und versicherten Paraschiv in einem Schreiben vom 24. April 1978 ihrer Solidarität.

Paraschiv erhielt ein französisches Visum und fuhr nach Paris. Dort nahm er Kontakt zu Vertretern französischer und österreichischer Gewerkschaften auf und nahm an einer Pressekonferenz teil, auf der er zur Unterstützung bei der Etablierung freier Gewerkschaften in den Ländern des Sowjetblocks aufrief.

Als Paraschiv 1978 den Versuch unternahm, nach Rumänien zurückzukehren, widersetzten sich die rumänischen Behörden zunächst seiner Einreise, beugten sich schließlich den internationalen Protesten und ließen ihn einreisen. Im Februar 1979 gründete Paraschiv gemeinsam mit Ionel Cana und Gheorghe Brașoveanu die Freie Gewerkschaft der Werktätigen in Rumänien.

Die Securitate verhaftete Paraschiv am 28. Mai 1979, brachte ihn in einen Wald in der Nähe von Ploiești und folterte ihn dort. Am 14. November wurde er erneut bestialisch misshandelt. Paraschiv erinnert sich so: „Sie brachten mich wieder in den Wald. Sie schlugen mir mit Sandsäcken gegen den Kopf, bis ich das Bewusstsein verlor. Ich erhielt Faustschläge in die Leber, in den Bauch und Schläge mit dem Gummiknüppel auf die Füße.“

Auch in den 80er Jahren rissen die Misshandlungen der Geheimpolizei nicht ab. Er wurde permanent überwacht, abgehört, seine Wohnung durchsucht. Wiederholt nahm ihn die Securitate fest, verschleppte und misshandelte ihn. Den Umsturz im Dezember 1989 erlebte er in der psychiatrischen Klinik in Voila, in die er zwangseingewiesen worden war.

Nach dem Systemwechsel 1989 engagierte sich Paraschiv als Gewerkschafter in Ploiești. 2005 und 2007 veröffentlichte er zwei autobiografische Bücher, in denen er die Methoden beschreibt, die das kommunistische Regime anwandte, um seinen Willen zu brechen.

2011 starb Vasile Paraschiv in Ploiești.

Doru Radosav
Aus dem Polnischen von Gero Lietz
Letzte Aktualisierung: 05/17