Miklós Haraszti wurde 1945 in Jerusalem geboren und kehrte in den 60er Jahren gemeinsam mit seinen Eltern nach Ungarn zurück. In Budapest machte er den Gymnasialabschluss; schon an der Schule schloss er Bekanntschaft mit künftigen Oppositionellen wie György Dalos und András Kovács. Er studierte an der Fakultät für Philosophie der Loránd-Eötvös-Universität Budapest. 1965 war er an einem vom Verband der Kommunistischen Jugend inspirierten, linksextrem-maoistischen Solidaritätskomitee für Vietnam beteiligt, aus dem er jedoch ausgeschlossen wurde, da er sich abweichend von den Idealen des Komitees geäußert hatte. 1967 wurde er zwangsexmatrikuliert und fortan unter Polizeiaufsicht gestellt.
Die Haltungen des jungen Haraszti waren maßgeblich von den marxistischen Revolutionen in Lateinamerika und China geprägt. Seit 1963 publizierte er regelmäßig Aufsätze und Protest-Songs in der literarischen Presse. In den Jahren 1964–66 griff er in Aufsätzen, die in der Universitätszeitung „Tiszta Szivvel“ erschienen, János Kis an, da dieser seiner Meinung nach die revisionistischen Ansichten des Philosophen Georg Lukács unterstützte. 1969 erschien Harasztis Band „Poeten, Lieder, Revolutionen“ (Költők, dalok, forradalmak). 1968 kehrte er an die Universität zurück, wurde jedoch im Frühjahr 1970 erneut exmatrikuliert – dieses Mal wegen seiner Teilnahme an Studentenprotesten, die die Suspendierung der damaligen Führung des Verbandes der Kommunistischen Jugend zur Folge hatten. In der Folgezeit stand er erneut unter Polizeiaufsicht.
Sechs Monate lang befolgte er die Auflagen, die mit dieser Repressionsmaßnahme verbunden waren, schließlich jedoch überredete er den ebenfalls unter Polizeiaufsicht gestellten György Dalos (verurteilt wegen einer angeblichen „Teilnahme an einer maoistischen Verschwörung“), gemeinsam die polizeilichen Auflagen zu missachten. Nachdem die beiden ihren Standpunkt auch schriftlich der Polizei übermittelt hatten, wurden sie wegen „Verletzung der Normen des sozialistischen Zusammenlebens“ zu 25 Tagen Freiheitsentzug verurteilt. Auf dem Weg in den Arrest wurde Haraszti geschlagen. Als sie im Arrest in den Hungerstreik traten, wurden beide zwangsernährt.
Da Haraszti sein Studium nicht fortsetzen durfte, begann er im Sommer 1970 in den Eisenbahnwerken Ganz-Mávag zu arbeiten, wurde jedoch schon nach zwei Monaten in die Traktorenfabrik Vörös Csillag geschickt. Gestützt auf seine Erfahrungen, die er unter den Arbeitern in der Fabrik gesammelt hatte, verfasste er gemeinsam mit György Konrád eine soziologische Monografie über die Ausbeutung der in den staatlichen Betrieben beschäftigten Industriearbeiter. Das Manuskript war im Januar 1973 fertiggestellt. In Auftrag gegeben hatte das Buch, das den Titel „Akkordarbeit“ (Darabbér) erhielt, der Budapester Verlag Magvető, dessen Direktor jedoch nun der Meinung war, das Buch könne nicht erscheinen, da sich das darin gezeichnete Bild vom Leben der Arbeiter nicht im Einklang mit der offiziellen Propaganda befand.
Haraszti vervielfältigte das Buch selbst und verteilte es im Freundeskreis. Schon bald wurde er verhaftet und wegen „Aufwiegelung“ angeklagt. Während der Untersuchungshaft durfte er weder zu seiner Familie noch zu einem Anwalt Kontakt aufnehmen. Er trat erneut in den Hungerstreik. Dies und die Proteste intellektueller Kreise gegen den sogenannten Philosophen-Prozess halfen Haraszti dabei, wieder auf freien Fuß zu kommen. Im Jahre 1973 wurde ihm dann doch der Prozess gemacht, die Anklage lautete auf „Aufwiegelung gegen die staatliche Ordnung und illegaler Vertrieb eines Buches“. Trotz gegenteiliger Zeugenaussagen und der Argumente des Verteidigers wurde er zu acht Monaten Haft verurteilt, wobei drei Monate zur Bewährung ausgesetzt wurden. Dass das Urteil für die damalige Zeit relativ mild ausfiel, war der Tatsache geschuldet, dass sich die öffentliche Meinung im In- und Ausland dieses Thema zu eigen gemacht hatte. Nichtsdestotrotz erreichte die Staatsmacht ihr Ziel. Die Schriftstellerkreise, die in der Folgezeit zur Keimzelle der demokratischen Opposition werden sollten, wurden noch für einige Zeit davon abgehalten, ihren Unmut offen zu artikulieren.
Haraszti fürchtete sich jedoch im Gegensatz zu den meisten Intellektuellen nicht vor Konsequenzen und Repressalien seitens der Staatsmacht. Im Jahre 1975 veröffentlichte er „Akkordarbeit“ ohne Genehmigung in Deutschland (mit einem Vorwort von Heinrich Böll). Zudem stellte er der französischen Zeitung „Le Monde“ eine Erklärung des protestantischen Pastors Gábor Iványi zur Verfügung.
1981 wurde er einer der Redakteure der neuen Untergrundzeitschrift „Beszélő“ (Sprecher). In seinen Beiträgen schilderte er die Lage politischer Häftlinge, die in die geschlossene Psychiatrie eingewiesen worden waren, und er berichtete von Repressionen an Menschen, die aus weltanschaulichen Gründen den Wehrdienst verweigert hatten. Er beschrieb die Arbeit unabhängiger Friedensinitiativen ebenso wie Prozesse gegen Punk-Musiker, berichtete über Repressionen gegen Bürgerrechtler und Hausdurchsuchungen. Harsaszti legte Bestandsaufnahmen zum politischen System im Ungarn Kádárs vor und analysierte die Gründe, warum die überwiegende Mehrheit der ungarischen Literaten letztlich den Interessen dieses Systems diente.
Harsaszti scheute nie die Konfrontation mit der Staatsmacht, in seiner Haltung machte er deutlich, dass es die Pflicht des Menschen sei, die eigenen Überzeugungen zu verteidigen. Ein gutes Beispiel für seine Haltung ist eine Flugblattaktion vom 4. August 1982, bei der sowohl er als auch László Rajk von der Polizei verhaftet wurden, als sie sowjetischen Teilnehmern des offiziellen „Friedensmarsches 82“ Flugblätter überreichten. Im gleichen Jahr plante er am 30. August (dem zweiten Jahrestag der Danziger Vereinbarung) die Verlesung eines Flugblatts auf einer Gedenkveranstaltung am Budapester József-Bem-Denkmal. Am Vortag der Demonstration wurde er jedoch zusammen mit den Bürgerrechtlern László Rajk, Bálint Nagy und Gábor Demszky verhaftet und 48 Stunden lang festgehalten. Diese und andere Aktionen Harasztis waren erste Versuche, die Proteste der ungarischen Opposition auf die Straße zu verlagern.
1988 gründete er das „Netz Freier Initiativen“ (als Vorgänger des Bundes Freier Demokraten). In den Jahren 1989–91 war er Sekretär und Pressesprecher des Bundes Freier Demokraten (Szabad Demokraták Szövetsége; SZDSZ), für den er nach dem Ende des Kommunismus von 1990 bis 1994 auch Abgeordneter im Parlament war. Ab 1992 war er Präsidiumsmitglied des Kuratoriums des Ungarischen Fernsehens, 1997–2000 auch Kuratoriumsmitglied des Ungarischen Rundfunks. Von 2004 bis 2010 war er für zwei Amtszeiten Beauftragter für die Freiheit der Medien der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE).