Für die Letten war nicht nur der Verlust der staatlichen Unabhängigkeit schmerzhaft. Es herrschte ebenso eine große Furcht vor dem schleichenden Verlust der nationalen Identität eines kleinen Volkes, das Gefahr lief, von einem großen Imperium aufgesaugt zu werden. Dies bezog sich nicht nur auf die Überstülpung der russischen Sprache und die Bekämpfung von lettischen Volksbräuchen. Anlass zur Beunruhigung gaben auch demografische Entwicklungen, die unter anderem von der von Moskau forcierten russischen Einwanderung nach Lettland verursacht wurden. Laut Volkszählung von 1970 waren bereits 29,80 Prozent der Einwohner Lettlands Russen, der Anteil der ethnischen Letten war auf 56,76 Prozent gesunken. Neben die Angst um die kulturelle Identität trat die Sorge um die Bewahrung der natürlichen Umwelt Lettlands, denn Industrie und Bauwesen erfolgten ausnahmslos nach sowjetischen Prinzipien, also ohne jede Rücksichtnahme auf die lokale Landschaft, die Lebensart der Menschen und die Umwelt.
Charakteristisch für die lettische Nationalbewegung war das Zusammenwirken von Vertretern aller Generationen, von Menschen mit unterschiedlicher Ausbildung und verschiedenen gesellschaftlichen Positionen von Intellektuellen bis zu Arbeitern. Die am meisten verbreitete Form oppositioneller Handlungen waren antisowjetische Losungen an Mauern und Gebäuden. Typische Aufschriften an öffentlichen Gebäuden waren (oft auf Russisch) „Russen raus aus Lettland!“ oder „Russen, macht dass ihr wegkommt!“. Man riss die Flaggen der Sowjetunion und der Lettischen Sozialistischen Sowjetrepublik herunter und hisste an deren Stelle die rot-weiß-rote Fahne der unabhängigen Republik Lettland. Aktionen dieser Art fanden häufig vor dem in der lutherischen Kirche Ende November begangenen Totensonntag statt, in zeitlicher Nähe zum 18. November, dem Jahrestag der Proklamation der unabhängigen Republik Lettland 1918. Dazu versammelten sich die Menschen auf den Friedhöfen, wo sie Grablichter entzündeten sowie rote und weiße Blumen niederlegten. Es fanden zudem zahlreiche Gedenkveranstaltungen statt, so etwa am Grab von Jānis Čakste, dem ersten Präsidenten Lettlands. Die Kundgebung vom 18. November 1969 wurde sogar in der „Chronik der laufenden Ereignisse“ vermerkt.
Die Repressalien der Sowjetmacht gegen Religionsgemeinschaften waren in Lettland nicht ganz so drastisch wie im benachbarten Litauen. Offiziell anerkannt, zugleich aber vollständig den Machthabern untergeordnet, war die lutherische Kirche, der die meisten Gläubigen angehörten. Eine religiöse Minderheit, wenn auch eine sehr aktive, waren die Katholiken. Die ab 1948 auf Lettisch ausgestrahlten Sendungen von Radio Vatikan, die sich sowohl an lettische Emigranten als auch an die Einwohner Sowjet-Lettlands richteten, behandelten auch nationale Fragen und die Menschenrechte. Offiziell nicht anerkannt waren die Baptisten, die enge Beziehungen zu ihren Glaubensbrüdern und -schwestern in Westeuropa pflegten. 1974 schlossen die Behörden eine illegale Druckerei der Baptisten, zu der auch der Verlag Christianin gehört hatte.
Sowohl religiöse als auch nationale Motive prägten die jüdische Bewegung für die Emigration nach Israel, die in der ersten Hälfte der 60er Jahre vor allem in Riga erstarkte. Die Mitglieder dieser Bewegung errichteten ein Mahnmal für die Opfer des Holocaust im Wald von Rumbula bei Riga, lernten Hebräisch, beschäftigten sich mit jüdischer Geschichte und Kultur, riefen zionistische Vereine ins Leben, die Kontakte zu ähnlichen Gruppierungen in anderen sowjetischen Städten pflegten, und gaben die Untergrundzeitschrift „Iton“ heraus. „Iton“ war die erste Zeitschrift, die die Situation der Juden in der Sowjetunion zum Inhalt hatte und unter Umgehung der Zensur herausgegeben wurde. Erwähnenswert ist insbesondere der Leningrader Prozess gegen elf Personen (unter ihnen sieben Otkazniki bzw. Refjuzniki aus Riga), die versucht hatten, ein sowjetisches Flugzeug zu entführen (siehe Flugzeug-Prozess). In Folge dieses Prozesses erfolgten weitere Gerichtsverhandlungen, so beispielsweise vom 24. bis 27. Mai 1971 ein Prozess gegen vier jüdische Aktivisten aus Riga, die wegen der Herausgabe von „Iton“ verurteilt wurden. Diese Prozesse führten dazu, dass eine große Anzahl Juden das Land verließ – darunter ihre führenden Aktivisten –, und schwächten die jüdische Bewegung in Riga spürbar.
Die lettischen Dissidenten pflegten Kontakte mit Vertretern von nationalen und Bürgerrechtsbewegungen in verschiedenen Teilen der Sowjetunion. Ab den frühen 60er Jahren waren nicht nur die Kontakte zu Oppositionellen in den benachbarten baltischen Republiken sehr intensiv, sondern auch zu Dissidenten in der Ukraine, in Russland, Belarus und Georgien. Selbst in den mordwinischen Lagern und den Permer Lagern wurden entsprechende Freundschaften geknüpft. Bei der Weitergabe von Informationen an den Westen halfen oftmals Moskauer Dissidenten, denen es am ehesten möglich war, Verbindungen zu ausländischen Diplomaten oder Journalisten aufzunehmen, die in der sowjetischen Hauptstadt ansässig waren. Aus Moskau kam auch die Untergrundliteratur nach Lettland. 1970 beschlagnahmten die Behörden bei Lidija Doroņina-Lasmane beispielsweise Werke von Alexander Solschenizyn und Andrei Amalrik. Später erschienen auch in Lettland eigene Samisdat-Druckerzeugnisse und es kamen in der Emigration (zum Beispiel in Schweden) gedruckte Schriften ins Land. Das Auslandskomitee der Lettischen Sozialdemokratischen Arbeiterpartei gab beispielsweise die Zeitung „Brīvība“ (Freiheit) heraus und brachte sie illegal nach Lettland. Zwar waren die Samisdat-Aktivitäten besonders in den 70er Jahren intensiv, aber es erschienen in Lettland keine Untergrundzeitschriften, die mit denen in Litauen, Leningrad oder Moskau vergleichbar gewesen wären.
Die lettischen Dissidenten druckten neben Samisdat-Erzeugnissen auch Flugblätter. Diese waren in der Regel anonym oder mit dem Namen der entsprechenden Organisation versehen. Mitte der 70er Jahre spielten in den so verbreiteten Texten nicht mehr nur nationale Fragen, sondern auch Menschenrechtsverletzungen eine Rolle. So rief 1976 der Demokratische Verband der Lettischen Jugend auf Flugblättern dazu auf, für die in der sowjetischen Verfassung verankerten demokratischen Rechte zu kämpfen. Auf anderen (anonymen) Flugblättern aus dem gleichen Jahr wurde die Freilassung politischer Häftlinge gefordert und die KSZE-Vereinbarungen von Helsinki kritisiert, da diese die territorialen Zugewinne der UdSSR nach dem Zweiten Weltkrieg sanktionierten.
Trotz solcher neuen Forderungen entstanden in Lettland jedoch keine Menschenrechtsorganisationen nach dem Muster der Helsinki-Gruppen (siehe Moskauer Helsinki-Gruppe, Litauische Helsinki-Gruppe, Ukrainische Helsinki-Gruppe, Georgische Helsinki-Gruppe und Armenische Helsinki-Gruppe). Gleichwohl rückte die lettische Dissidentenbewegung von der Tradition des bewaffneten Untergrundkampfes ab und wandte sich der Praxis von Menschenrechtsbewegungen zu – das hieß: keine Gewalt, Berufung auf geltendes Recht sowie Aufruf zu öffentlicher, legaler Tätigkeit. Ausdruck dessen war die Beteiligung lettischer Dissidenten an dem Versuch, ein öffentliches gesellschaftliches Gremium ins Leben zu rufen, das unter der Bezeichnung Allgemeines Komitee der nationalen Bewegungen in Litauen, Lettland und Estland ein Forum für Bürgerrechtler aus allen drei baltischen Sowjetrepubliken bilden sollte. Von lettischer Seite sollten dem Komitee Viktors Kalniņš (zuvor Mitglied der Baltischen Föderation) und Ints Calītīs angehören. Zur Gründung des Komitees kam es jedoch nicht, denn dessen Initiator, der Litauer Viktoras Petkus, wurde verhaftet. Es war dies der einzige Fall lettischer Beteiligung an einem öffentlichen gesellschaftlichen Gremium der Opposition.