Historiker, Kopf der Bewegung Junges Polen, 1982–84 Mitglied der Solidarność-Führung in Danzig, Aktivist des Klubs für politisches Denken „Dekanat“ und 1988/89 dessen stellvertretender Vorsitzender.

Aleksander Hall wurde 1953 in Danzig (Gdańsk) geboren. 1969 bildete er gemeinsam mit einigen Klassenkameraden des I. Allgemeinbildenden Nikolaus-Kopernikus-Gymnasiums eine Gruppe, die antikommunistische Aufschriften anbrachte, Flugblätter verteilte und Plakate der kommunistischen Partei in den Straßen der Dreistadt zerstörte. 1971 widmete sich die Mehrzahl der Gruppenmitglieder – außer Hall waren das Grzegorz Grzelak, Arkadiusz Rybicki und Wojciech Samoliński – dem Selbststudium. Sie standen in dieser Zeit unter der geistlichen Betreuung des Dominikanerpaters Ludwik Wiśniewski und nach dessen Wegzug nach Lublin, des Jesuitenpaters Bronisław Sroka.

1972–77 studierte Hall Geschichte an der Danziger Universität und arbeitete später gelegentlich als Geschichtslehrer und Psychotherapeut.

1976 sammelte Hall im Februar gemeinsam mit Freunden unter Studenten der Danziger und Lubliner Hochschulen Unterschriften für Protestbriefe gegen die geplante Verfassungsänderung und im August gegen den brutalen Milizeinsatz bei der Niederschlagung der Streiks und Demonstrationen in Radom und Ursus. Zu den Initiatoren der Unterschriftenaktion gehörten außer den oben genannten Personen auch Maciej Grzywaczewski, Jan Samsonowicz und Bogdan Borusewicz. Dadurch, dass sie unabhängige Schriften verbreiteten, gerieten sie ins Visier der Staatssicherheit.

Ab Frühjahr 1977 war Hall Mitglied der Bewegung zur Verteidigung der Menschen- und Bürgerrechte (Ruch Obrony Praw Człowieka i Obywatela; ROPCiO). Er war der geistige Schöpfer und ab der ersten Ausgabe im Oktober 1977 auch Redakteur der Zeitschrift „Bratniak“ (Bruderbund), einem Blatt mit national-patriotischer Ausrichtung, das sich vor allem an junge Leser richtete. Hall wurde zu einem der Führer der Danziger Jugendgruppe von ROPCiO, die erhebliche Autonomie besaß und Leszek Moczulski nahestand. Gleichzeitig beteiligte er sich an der Organisation des Studentischen Solidaritätskomitees (Studenckie Komitety Solidarności; SKS) in der Dreistadt und sammelte in dessen Namen Unterschriften für Protestbriefe. Die Aktivitäten des Studentischen Solidaritätskomitees ebbten in Danzig jedoch bald ab.

Im Konflikt zwischen Leszek Moczulski und Andrzej Czuma unterstützten die jungen Danziger 1978 Moczulski – unter ihnen auch Hall. 1979 gründeten sie eine eigene unabhängige Organisation, die Bewegung Junges Polen (Ruch Młodej Polski; RMP). Hall war Mitbegründer und Unterzeichner der „Ideellen Deklaration“ (Deklaracja ideowa) vom 18. August 1979 und anschließend Sprecher der Bewegung Junges Polen. Er galt als dessen Anführer. Seine Ansichten verbreitete er in zahlreichen Texten, die in „Bratniak“ erschienen und die Positionen der polnischen Rechten verteidigten, vor allem der Vorkriegs-Nationaldemokraten. Dabei forderte er die Opposition auch auf, klare politische Konzepte zu verfassen.

Von 1978 an war Aleksander Hall aller Arbeitsmöglichkeiten beraubt und lebte von einem Stipendium der Gesellschaft für Wissenschaftliche Kurse (Towarzystwo Kursów Naukowych; TKN). Er wurde mehrfach inhaftiert und durch Überfälle auf seine Wohnung bedroht. Am 3. Mai 1980 wurde er von Funktionären der Staatssicherheit zusammengeschlagen, als er zusammen mit Freunden von einer patriotischen Demonstration am Denkmal Jan Sobieskis zurückkehrte. Später organisierte er eine große Flugblattaktion mit, in der die Freilassung der auf dieser Demonstration verhafteten Dariusz Kobdziej (Bewegung Junges Polen) und Tadeusz Szczudłowski (ROPCiO) gefordert wurde.

Piotr Zaremba
Aus dem Polnischen von Markus Pieper und Wolfgang Templin
Letzte Aktualisierung: 09/15