Als Borusewicz am 8. Januar 1986 eine konspirative Druckerei aufsuchte, wo eine Ausgabe des Solidarność-Bulletins hergestellt wurde, geriet er in eine Falle der Staatssicherheit. Erst im September desselben Jahres kam er dank einer Amnestie wieder frei.

Am 29. November 1986 wurde er Mitglied des von Lech Wałęsa einberufenen, offen agierenden Provisorischen Rates der Solidarność (Tymczasowa Rada NSZZ „Solidarność“) und arbeitete zugleich mit Krzysztof Dowgiałła, Lech Kaczyński und Bogdan Lis in der geheim tagenden Regionalkommission RKK. Während der Streiks im Mai und August 1987 hielt er sich als Berater des Streikkomitees auf der Danziger Werft auf und wurde anschließend Vorsitzender des Provisorischen Vorstands der Region Danzig der Solidarność (Tymczasowy Zarząd Regionu Gdańskiego NSZZ „Solidarność“). Am 12. November 1988 wurde er Mitglied des vom Landesexekutivausschuss (Krajowa Komisja Wykonawcza; KKW) einberufenen Rates des Solidarność-Fonds für Presseinitiativen (Fundusz Inicjatyw Pracowych „Solidarność“). In den Landesexekutivausschuss wurde er am 29. April 1989 aufgenommen sowie in das neu geschaffene Präsidium gewählt.

Eine Teilnahme an den Gesprächen am Runden Tisch sagte er ab, da er Verhandlungen mit den Machthabern für verfrüht hielt. Er setzte auf eine dritte Streikwelle, dank derer die Solidarność noch bessere Verhandlungspositionen erreichen würde.

Nach dem Regimewechsel war Borusewicz ab 1990 Vorsitzender der Region Danzig der Solidarność, Präsidiumsmitglied in der Landeskommission und 1991 erster stellvertretender Vorsitzender der Gewerkschaft. 1991–93 saß er als Fraktionsvorsitzender für die Solidarność im polnischen Parlament, wo er der außerordentlichen Kommission zur Untersuchung der Folgen des Kriegszustands angehörte. Borusewicz trat 1993 aus der Solidarność aus.

1993–2001 saß er als Abgeordneter zunächst für die Demokratische Union (Unia Demokratyczna), dann für die Freiheitsunion (Unia Wolności, der er bis 2005 angehörte) im Sejm. In dieser Zeit war er 1991–93 stellvertretender Vorsitzender und 1993–97 Vorsitzender der Polnisch-Ukrainischen Parlamentariergruppe, 1993–97 Vorsitzender der parlamentarischen Kommission für die Geheimdienste. Zwischen 1997 und 2000 hatte er den Posten des stellvertretenden Innenministers inne, ab 2001 war er Mitglied der Woiwodschaftsverwaltung Pommern. 2005 errang er als unabhängiger Kandidat einen Sitz im Polnischen Senat und wurde Senatsmarschall. Bogdan Borusewicz wurde zwei Mal wiedergewählt und übt dieses Amt – mittlerweile als Mitglied der liberal-konservativen Bürgerplattform (Platforma Obywatelska; PO) – bis heute aus.

Ein Interview mit Bogdan Borusewicz gibt es im Online-Dossier „40 Jahre Solidarność“.

Małgorzata Strasz, Piotr Adamowicz
Aus dem Polnischen von Markus Pieper
Letzte Aktualisierung: 09/15