Nach der Ermordung des katholischen Priesters Jerzy Popiełuszko im Oktober 1984 unterstützte Lipski die Schaffung öffentlich agierender Bürgerkomitees gegen Gewalt und gehörte in Warschau selbst zu den Gründern eines solchen Komitees. Aus dieser Initiative entwickelte sich jedoch keine breitere Oppositionsbewegung. Er kooperierte weiter mit der sich mittlerweile im Untergrund befindlichen Solidarność in Masowien und mit dem Radiosender „Jutrzenka“ in Otwock und war Mitglied in dem ebenfalls geheim agierenden Polnischen Fonds für Rechtsstaatlichkeit (Polski Fundusz Praworządności), der seit 1985 existierte. Den Vorsitz dieses Fonds führte Zbigniew Romaszewski, dessen Anliegen die finanzielle Unterstützung politisch Verfolgter war. Lipski publizierte in einer Reihe von Untergrundzeitschriften, vor allem im „KOS“ und auch in der Pariser „Kultura“. Auf dem illegalen Buchmarkt kursierten viele Schriften Lipskis, darunter zahlreiche Neuauflagen und Nachdrucke seines Essays „Zwei Vaterländer – zwei Patriotismen“, polnische Ausgaben seiner Monografie über das KOR und Auszüge aus seinem Buch über die national-radikale Bewegung ONR „Falanga“ aus der Vorkriegszeit. In diesen Jahren erhielt die linke Identität Lipskis neuen Auftrieb angesichts von Tendenzen, die er als nationalistisch bezeichnete und ablehnte sowie von liberalen Wirtschaftskonzepten, die ihn zu den Ideen der Polnischen Sozialistischen Partei (PPS) und des demokratischen Sozialismus führten.

Im November 1987 war Lipski einer der Initiatoren der Reaktivierung der PPS und wurde Vorsitzender des Parteivorstandes. In ihrer politischen Deklaration berief sich die PPS eher auf die Soziallehre von Papst Johannes Paul II. denn auf irgendeine Ausprägung des Marxismus. Lipski gelang es jedoch nicht, seine Mitarbeiter aus dem KOR zu einem gemeinsamen Engagement für die PPS zu bewegen. In der Partei selbst kam es schon bald zur Spaltung. Lipski führte dabei eine gemäßigte Gruppe an, die sich gegen die radikale Parteijugend um Piotr Ikonowicz wandte.

Ab 1987 nahm Lipski an den Zusammenkünften von Solidarność-Beratern teil, die dann am 18. Dezember 1988 in die Gründung des Bürgerkomitees beim Vorsitzenden der Solidarność (Komitet Obywatelski przy Przewodniczącym NSZZ „Solidarność“) mündeten. Er war Mitglied dieses Bürgerkomitees, nahm aber an den Beratungen am Runden Tisch nicht teil, um die PPS dort herauszuhalten. Bei den halbfreien Parlamentswahlen im Juni 1989 bewarb er sich dann als Kandidat der Radomer Liste des Bürgerkomitees der Solidarność um einen Sitz im Senat, der zweiten Kammer des polnischen Parlaments. Lipski musste gegen den Widerstand des Radomer Bischofs und lokale national-katholisch orientierte Kreise kämpfen, die einen eigenen Kandidaten aufgestellt hatten und diesen unterstützten. Nach einem schwierigen Wahlkampf gelang es Lipski schließlich im zweiten Wahlgang, zum Senator gewählt zu werden.

Jan Józef Lipski starb am 10. September 1991 in Krakau.

Andrzej Friszke
Aus dem Polnischen von Gero Lietz
Letzte Aktualisierung: 07/16