Stefan Kisielewski wurde 1911 in Warschau in eine Intellektuellenfamilie geboren. 1937 beendete er das Musikkonservatorium und studierte Polonistik und Philosophie an der Warschauer Universität. 1935–37 war er Sekretär der Monatszeitschrift „Muzyka Polska“ (Polnische Musik). Im September 1939 kämpfte er zur Verteidigung Polens gegen die Deutschen, während der Okkupation im Zweiten Weltkrieg arbeitete er für die Vertretung der Polnischen Exilregierung im Inland und kämpfte 1944 im Warschauer Aufstand.
1945 gab er die vierzehntägig erscheinende Zeitschrift „Ruch Muzyczny“ (Musikalische Bewegung) heraus, die er bis 1948 leitete. Ab 1946 war er Mitglied des Polnischen Schriftstellerverbandes, des Komponistenverbandes und ab 1976 auch des Polnischen P.E.N.-Clubs. 1945–49 hielt er Vorlesungen an der Staatlichen Hochschule für Musik in Krakau. Er war Komponist, gefragter Literaturkritiker und auch selbst schriftstellerisch tätig.
Mit Gründung des „Tygodnik Powszechny“ (Allgemeines Wochenblatt) wurde Kisielewski dessen Redaktionsmitglied, was er (mit einer Pause von 1953 bis 1956) bis 1989 blieb.
Seine mit „Kisiel“ unterschriebenen Feuilletons im „Tygodnik Powszechny“ waren persönliche Kommentare zum aktuellen Geschehen im Land und zeichneten sich durch die Unabhängigkeit seiner Meinung aus (Kisielewski war zum Beispiel ein entschiedener Kritiker des Warschauer Aufstandes). Er glaubte nicht an den Sinn des Untergrundkampfes gegen die Kommunisten, weil er die Hoffnung hatte, dass es auch im Nachkriegspolen noch Freiheitsräume gebe. In seinen Feuilletons brandmarkte er die Lügen der kommunistischen Presse und entblößte die Hohlheit der marxistischen Ideologie. Als seine Redaktionskollegen vom „Tygodnik Powszechny“ ihn mahnten, die Zensur nicht zu reizen, entgegnete er, dass es angesichts der Aussicht auf weiter fortschreitende Einschränkungen der Meinungsfreiheit „notwendig sei, so viel an Höhe wie möglich zu gewinnen“. Kisielewski kämpfte um das Recht, eine kritische Haltung einnehmen zu können, auch innerhalb der eigenen Reihen.
Auf einem Komponistenkongress 1949 in Posen (Poznań) stellte er sich gegen die Einführung des sozialistischen Realismus in der Musik, woraufhin er seine Arbeit an der Staatlichen Hochschule für Musik in Krakau verlor. Eine in diesem Jahr erschienene Auswahl seiner bereits zuvor publizierten Essays mit dem Titel „Politik und Kunst“ (Polityka i sztuka) wurde wieder aus den Buchhandlungen entfernt. Als die Redaktionskollegen um Jerzy Turowicz zwischen März 1953 und Dezember 1956 aus der Redaktion des „Tygodnik Powszechny“ ausgeschlossen waren, verdiente dich Kisielewski seinen Lebensunterhalt durch Gelegenheitsarbeiten und Musikstunden.
1957–65 war Kisielewski zwei Legislaturperioden lang Sejm-Abgeordneter für die katholische Bewegung „Znak“ (Zeichen). Gemeinsam mit Stanisław Stomma formulierte er die politische Konzeption des sogenannten Neopositivismus, der die geopolitischen Realitäten und das politische System Volkspolens zwar anerkannte, aber mit einer Kritik an der sozialistischen Ideologie verbunden war. Im Sejm kämpfte Kisielewski für eine Liberalisierung des Systems auf politischem und ökonomischem Gebiet und für die Meinungsfreiheit. Seine Parlamentsreden, in denen er auf die Absurditäten der sozialistischen Wirtschaft und die Einschränkungen der bürgerlichen Freiheit hinwies, hatten vor allem symbolischen Charakter. Die Zensur verhinderte in der Regel, dass sie der Öffentlichkeit bekannt wurden.
1958 schlug Kisielewski auf dem Schriftstellerkongress in Breslau (Wrocław) vor, eine Kommission einzuberufen, die rechtliche Kriterien für die Zensur erarbeiten sollte. Er war einer der Unterzeichner des Briefes der 34 vom 14. März 1964 an Ministerpräsident Józef Cyrankiewicz, in dem die Unterzeichner die Verschärfung der Zensur und die staatliche Kulturpolitik kritisierten. Seine Texte wurden zu dieser Zeit von der Zensur verboten und er durfte Polen nicht mehr verlassen.