Neben diesen bekanntesten frühen Dissidenten, die jedoch weitgehend ohne gesellschaftliche Anbindung agierten, waren insbesondere die Universitäten in Serbien ein wichtiger Ort des Widerstands gegen die herrschende politische Klasse, bestehende soziale Ungleichheiten sowie Restriktionen der künstlerischen Freiheiten und Meinungsvielfalt.
Das wichtigste Zentrum der serbischen Studentenbewegung entstand in Belgrad. Auslöser der Bewegung waren Zwischenfälle auf dem Belgrader Universitätscampus. Nachdem die Polizei brutal gegen „junge Unruhestifter“ vorgegangen war, verkündete der Hochschulrat einen siebentägigen Streik (3.–9. Juni 1968). An allen Fakultäten wurden Streikkomitees gegründet. Die in ihren Fakultätsgebäuden von der Polizei belagerten Studierenden und Hochschullehrer der sogenannten „Professorengruppe“ verlangten in erster Linie Pressefreiheit sowie das Recht, sich politisch einzubringen. Dabei war ihr Ziel nicht die Gründung konkurrierender Parteien, sondern eine Betätigung im Rahmen einer Bewegung. Unter Hinweis auf deren Eigenständigkeit verwarfen die Studierenden Überlegungen, Đilas in die Proteste einzubinden. Sie forderten gesellschaftliche Gleichheit vor dem Gesetz und bezüglich der Abschaffung von Privilegien sowie den Abbau sozialer Unterschiede. In den staatlich kontrollierten Medien wurde diese letzte Forderung als „Gleichmacherei“ und als Widerstand gegen die gerade verkündeten Wirtschaftsreformen der Regierung interpretiert.
Das Regierungslager befand sich in einer schwierigen Lage. Ein Nachgeben gegenüber den Streikenden wäre einer Aufgabe des Machtmonopols gleichgekommen. Eine gewaltsame Niederschlagung der Demonstrationen wiederum barg die Gefahr einer Ausweitung des Konflikts. Auf einer nicht-öffentlichen Sitzung der Partei- und Staatsführung äußerte sich Tito negativ über die Entwicklungen an der Universität, wandte sich jedoch am letzten Tag des Streiks in einer Fernsehansprache an die Studierenden. Er erklärte, 90 Prozent ihrer Forderungen seien berechtigt und versprach beschleunigte Reformen. Viele Streikende nahmen Titos Aussage mit Erleichterung zur Kenntnis, andere schenkten seiner „Unterstützung“ keinen Glauben und befürworteten eine Fortsetzung der Proteste. Es kam zur Entzweiung der Bewegung. Die seitens der Behörden eingeleiteten Repressionen wiederum erfolgten in mehreren Wellen und richteten sich anfangs vor allem gegen die Autonomie der Bewegung und deren Organisationsformen. Kundgebungen wurden verboten, Streikkomitees aufgelöst, ehe 1973 auch der offizielle Studentenverband suspendiert wurde. Der Vertrieb studentischer Zeitschriften wurde untersagt, führende Studentenvertreter wurden festgenommen und vor Gericht gestellt. Unter dem Vorwurf der „Demoralisierung der Jugend“ wurden schließlich auch die Angehörigen der „Professorengruppe“ bestraft.
Vladimir Mijanović (1946–2021), Soziologiestudent an der Philosophischen Fakultät der Universität Belgrad, an der sich die Proteste am längsten hielten, war der wohl bedeutendste Belgrader Studentenführer. Besonders aktiv war er während der Junidemonstrationen und der Kundgebungen an seiner Fakultät, deren Studierende als „Trotzkisten“ bezeichnet wurden und gegen die das Regime besonders erbittert vorging. Schon kurz nach den Ereignissen von 1968 begann der sogenannte Trotzkisten-Prozess, der mit einer breitangelegten, propagandistisch aufbereiteten Kampagne einherging und bei dem die Angeklagten Milan Nikolić, Pavluško Imširović und Jelka Kljalić zu eineinhalb bis zwei Jahren Gefängnis verurteilt wurden. Weitere Urteile im Zuge der Studentenproteste ergingen in der folgenden Zeit gegen Danilo Udovički, Božidar Borjan und Lazar Stojanović. Den Studentenführern waren öffentliche Auftritte untersagt, und insbesondere mit Hilfe der Boulevardpresse gelang es, eine feindliche Atmosphäre gegen sie zu schaffen. Unter Ausnutzung zahlreicher im Ausland angestrengter Kampagnen gegen die linksterroristischen Roten Brigaden in Italien versuchte die jugoslawische Staatsführung, oppositionelle Bewegungen in aller Welt pauschal als umstürzlerische Utopie oder gar als gefährlichen Terrorismus darzustellen.
Die serbische Führung machte sich in dieser Zeit auch an eine Abrechnung mit der sogenannten „Schwarzen Welle“ in Kunst und Literatur. Eine besondere Rolle spielte der Film: Regisseure wie Želimir Žilnik, der mit seinem Beitrag „Rani Radovi“ (Frühe Werke) auf der Berlinale 1969 den Goldenen Bären gewann, gingen mit ihren unkonventionellen und sarkastischen Filmen der gesellschaftlichen Realität des Landes kritisch auf den Grund. Letztendlich verschwanden in den Jahren 1968–72 viele Filme in den Schubladen der Zensur, darunter „Zaseda“ (Der Hinterhalt) von Živojin Pavlović und „WR – misterije organizma“ (WR – Mysterien des Organismus) von Dušan Makavejev. Da die Entwicklung der künstlerischen Freiheit und des kritischen Denkens die herrschende Ideologie ins Wanken brachte, war es aus Sicht des Einparteienstaates nur logisch, den gesamten Kultursektor zur Räson zu rufen. So durften auch eine Reihe von Theaterstücken, wie „Kad su cvetale tikve“ (Wenn die Kürbisse blühen), nach dem gleichnamigen, 1968 erschienenen Roman von Dragoslav Mihajlović, oder „Druga vrata levo“ (Zweite Tür links) und „Kape dole“ (Hut ab) von Aleksandar Popović, nicht aufgeführt werden. Der Vertrieb von Büchern, unter anderem „Čovek i njegov svet“ (Der Mensch und seine Welt) von Zagorka Golubović, wurde verboten, und Ausstellungen, darunter eine Kunstausstellung von Mića Popović, wurden untersagt. Widerspruch regte sich erneut vor allem bei den Studierenden der Philosophischen Fakultät, die Maßnahmen vermochte er jedoch nicht zu stoppen.
Anlässlich eines Treffens mit serbischen Politaktivisten im Oktober 1972 forderte Tito erneut eine Bestrafung der „Demoralisatoren der Jugend“. Damals tauchte zum ersten Mal eine Liste mit den Namen von wissenschaftlichen Mitarbeitern und Studierenden der Rechtswissenschaftlichen und der Philosophischen Fakultät der Universität Belgrad auf. Unter dem Druck der Partei- und Staatsführung und unter dem Einfluss der Propaganda wurde immer häufiger die Bestrafung der „Professorengruppe“ verlangt. Presse, Radio und Fernsehen hetzten bereits seit Jahren, und es wurden „Forderungen aus der Provinz“ lanciert, die den Eindruck vermitteln sollten, das ganze Land positioniere sich gegen die vermeintlich Schuldigen. Auf der vom Hochschulkomitee des Bundes der Kommunisten Jugoslawiens veröffentlichten Liste befanden sich unter anderem die Namen der Philosophieprofessoren Mihailo Marković (1923–2010), Miladin Životić (1930–97) und Svetozar Stojanović (1931–2010), des Soziologieprofessors Ljubomir Tadić (1925–2013), der Anthropologieprofessorin Zagorka Golubović (1930–2019), des Soziologiedozenten Dragoljub Mićunović (geboren 1930) sowie der wissenschaftlichen Assistenten des Fachbereichs Soziologie Trivo Inđić (1938–2020) und Nebojša Popov (1939–2016). In den vom Regime in Umlauf gebrachten Materialien hieß es (ohne dies weiter zu belegen), die Betreffenden seien dem Staat gegenüber illoyal und manipulierten die Jugend, ja sogar die Weltöffentlichkeit. Unklar ist, warum sich ausgerechnet die Namen dieser Personen auf der Liste befanden. Vermutet werden kann, dass einige von ihnen bei Tito in Ungnade gefallen waren. So hatte Tadić auf Parteiversammlungen den Verfassungsartikel über Titos „Präsidentschaft auf Lebenszeit“ in Frage gestellt, und Stojanović hatte mit Formulierungen wie „charismatischer Führer“ und „Charismarchie“ Kritik geübt.