Vollständiger Name: Professor-Wladimir-Serbski-Allunionsinstitut der Wissenschaft und Forschung für allgemeine und Gerichtspsychiatrie. Zentrale staatliche Institution der UdSSR, die gerichtspsychiatrische Gutachten über Personen anfertigte, die strafrechtlich zur Verantwortung gezogen werden sollten. Das Institut wurde 1921 gegründet und erfüllte von den 30er bis Mitte der 80er Jahre politische Aufträge der Staatsbehörden. Formell war es dem sowjetischen Gesundheitsministerium unterstellt, viele Abteilungen wurden jedoch von der Staatssicherheit kontrolliert. Medizinische Gutachten über Personen, die wegen angeblicher „konterrevolutionärer Straftaten“ und damit wegen „besonders gefährlicher Staatsverbrechen“ angeklagt wurden, fertigte die vierte Abteilung des Instituts an. Die Feststellung der Zurechnungsfähigkeit traf eine Kommission, die sich oft an den Empfehlungen der Strafverfolgungsbehörden orientierte. Der tatsächliche psychische Zustand der Untersuchten hatte in der Regel keinen Einfluss auf die Entscheidungen der Kommission.
Ab Ende der 50er Jahre wurde die Methode, kritisch denkende Menschen durch ärztliche Diagnosen als psychisch krank einzustufen, zu einem wichtigen Instrument der sowjetischen Strafverfolgungspolitik. Das Serbski-Institut wurde dauerhaft zum ausführenden Organ dieser Repressionsform und verschleierte den politischen Charakter seines Wirkens. Seine unrühmliche Rolle als Instrument der Zwangspsychiatrie machten die Moskauer Menschenrechtler und ehemaligen „Patienten“ Pjotr Grigorenko und Wladimir Bukowski öffentlich bekannt. Internationale psychiatrische Fachverbände kritisierten daraufhin die Tätigkeit des Institutes.
Umfangreiches Material, das den politischen Charakter der Gutachten des Serbski-Instituts bezeugte, wurde von der Arbeitskommission zur Erforschung des Einsatzes der Psychiatrie zu politischen Zwecken in der internationalen Öffentlichkeit bekannt gemacht. Unter Androhung des Ausschlusses trat die Organisation der sowjetischen Psychiater 1983 aus dem Weltverband der Psychiater aus. 1992 wurde das Institut in „Staatliches Serbski-Wissenschaftszentrum für soziale und Gerichtspsychiatrie“ umbenannt.