Bronisław Geremek wurde 1932 in Warschau geboren. 1954 schloss er sein Studium an der Historischen Fakultät der Warschauer Universität ab, führte es dann aber an der École Pratiques des Hautes Études in Paris fort. Von 1955 bis 1985 arbeitete er (mit einer Pause in den Jahren 1960–1965) im Institut für Geschichte der Polnischen Akademie der Wissenschaften und leitete 1965–1980 die Arbeitsstelle für mittelalterliche Kulturgeschichte. 1962–1965 hielt er auch Vorlesungen an der Pariser Sorbonne und war Direktor des dortigen Polnischen Kulturzentrums.
Als Zeichen des Protestes gegen den Einmarsch von Truppen des Warschauer Paktes in die Tschechoslowakei 1968 trat er aus der Polnischen Vereinigten Arbeiterpartei (Polska Zjednoczona Partia Robotnicza; PZPR) aus, deren Mitglied er seit 1950 war. Im Herbst 1968 nahm er an einem illegalen Seminar zu sozialen und ökonomischen Problemen teil, das bis 1971 stattfand und von einem Kreis ehemaliger „Revisionisten“ organisiert wurde: Włodzimierz Brus, Tadeusz Kowalik, Krzysztof Pomian. Geremek war zusammen mit Edward Lipiński, Krystyna Kersten, Krzysztof Wolicki und anderen Autor des „Briefes der 7“ vom 6. Dezember 1975, der an die Delegierten des VII. Parteitages der PZPR und ihren Ersten Sekretär Edward Gierek gerichtet war. Darin forderten sie unter anderem die Demokratisierung des Wahlsystems, die Beteiligung der Bürger an ökonomischen und sozialen Grundsatzentscheidungen, eine freie Presse sowie freie Arbeiterräte und Gewerkschaften. Im Frühjahr 1977 schrieb er mit Maria Dziewicka, Karol Modzelewski, Jan Strzelecki und anderen einen Brief an die Staatsmacht, in dem er sich mit den verhafteten Mitgliedern des Komitees zur Verteidigung der Arbeiter (Komitet Obrony Robotników; KOR) solidarisierte.
Seit Frühjahr 1978 engagierte sich Geremek in der Programmkommission der Gesellschaft für Wissenschaftliche Kurse (Towarzystwo Kursów Naukowych; TKN), wo er staatlich unabhängige Vorlesungen und Seminare der sogenannten Fliegenden Universität mitorganisierte.
Während der großen Streikwelle 1980 gehörte Geremek zu den Intellektuellen, die am 20. August mit ihrem „Appell der 64“ die Forderungen der Streikenden unterstützten und die kommunistischen Machthaber zum Dialog aufforderten. Gemeinsam mit Tadeusz Mazowiecki begab er sich am 22. August in das Zentrum der Streikbewegung, auf die Danziger Lenin-Werft, wo er am 24. August Mitglied der Expertenkommission beim Überbetrieblichen Streikkomitee wurde. Anschließend beriet er in Danzig auch das Überbetriebliche Gründungskomitee sowie die Landesverständigungskommission (Krajowa Komisja Porozumiewawcza; KKP) der Solidarność. Er war Mitautor des Solidarność-Statuts sowie der grundlegenden Programminhalte. Am 6. Januar 1981 wurde er Vorsitzender des Programm- und Konsultationsrates des Zentrums für sozial-gewerkschaftliche Probleme bei der Landesverständigungskommission. Während des I. Landesdelegiertenkongresses der Solidarność im September/Oktober 1980 war er Vorsitzender der Programmkommission. Zugleich schrieb er am politischen Programm der Solidarność „Selbstverwaltete Republik“ mit, das die Grundlage für ein demokratisches Polen in folgenden Elementen sah: Weltanschaulicher und politischer Pluralismus, Garantie der bürgerlichen Freiheiten und der Menschenrechte, Gleichheit vor dem Gesetz, Unabhängigkeit der Justiz, Arbeiterselbstverwaltung, demokratische Wahlen zu den regionalen Selbstverwaltungsorganen, freie Wahlen zum Sejm, Einrichtung einer zweiten Parlamentskammer und eines Verfassungsgerichts. Diese Veränderungen sollten sich „langsam“ und „von unten“ unter der Voraussetzung entwickeln, „dass es dabei zu keiner Destabilisierung des politischen Systems kommt“.