In Übereinstimmung mit diesem Ansatz trat Geremek dafür ein, zwar eine Verständigung mit den Machthabenden zu suchen, jedoch keine Beteiligung an der Macht anzustreben. Während der durch einen brutalen Milizeinsatz gegen die Solidarność ausgelösten „Bromberger Krise“ (Kryzys bydgoski) im März 1981 spielte Geremek eine Schlüsselrolle beim Zustandekommen der Verständigung in Warschau. Diese Übereinkunft mit den Machthabern führte dazu, dass der von der Solidarność angekündigte Streik abgesagt wurde und die Staatsmacht zusagte, die Verantwortlichen für die Übergriffe in Bromberg zur Rechenschaft zu ziehen. Außerdem erklärte sie sich einverstanden, die bis dahin illegale Unabhängige Selbstverwaltete Gewerkschaft der Einzelbauern „Solidarność“ (Niezależny Samorządny Związek Zawodowy Rolników Indywidualnych „Solidarność“) zuzulassen. Im November 1981 nahm Geremek am Treffen einer Solidarność-Delegation mit Primas Józef Glemp und an Gesprächen mit den kommunistischen Machthabern über die Einberufung eines Gesellschaftlichen Volkswirtschaftsrates teil, der die staatliche Wirtschaftspolitik kontrollieren sollte. Auch auf der letzten Sitzung der Landeskommission am 11. und 12. Dezember 1981 in Danzig gehörte Geremek zu den Verfechtern eines gemäßigten Kurses.

Mit der Ausrufung des Kriegsrechts am 13. Dezember 1981 wurde auch Geremek interniert. Man hielt ihn im Warschauer Stadtteil Białolęka sowie in Jaworze und Darłówko in Pommern fest, und ließ ihn erst im Dezember 1982 mit der letzten Gruppe Internierter frei. Am 17. Mai 1983 wurde er erneut unter dem Vorwurf der Organisation illegaler Versammlungen festgenommen. Im Juli kam er aufgrund einer Amnestie wieder auf freien Fuß.

Wegen seiner Arbeit in der Solidarność wurde Geremek mehrfach von der Staatssicherheit verhört, seine Wohnung wurde durchsucht. Von 1968 bis 1980 sowie von 1982 bis 1988 entzogen die Behörden ihm seinen Reisepass, 1985 verlor er seine Arbeit am Historischen Institut der Polnischen Akademie der Wissenschaften.

Ab 1983 war Bronisław Geremek Berater des Provisorischen Koordinierungsausschusses (Tymczasowa Komisja Koordynacyjna; TKK) der Solidarność und Lech Wałęsas. Am 10. Februar 1983 schrieb er gemeinsam mit Tadeusz Mazowiecki und Lech Wałęsa einen Brief an den Sejm, in dem sie die Freilassung der Solidarność-Aktivisten und der KOR-Mitglieder forderten, die auch nach Beendigung der Internierungen noch im Gefängnis saßen. Von Oktober 1983 bis in das Jahr 1984 hinein nahm er an Gesprächen über die Freilassung von Gefangenen teil, die unter der Schirmherrschaft des polnischen Episkopats stattfanden.

Geremek war Mitautor des in Oppositionskreisen vorbereiteten Buches „Rapport: Polen fünf Jahre nach dem August“ (Raport: Polska 5 lat po sierpniu). Nach einer allgemeinen Amnestie 1986 sprach sich Geremek in einem Interview für den im Untergrund erscheinenden „Tygodnik Mazowsze“ (Masowisches Wochenblatt) für eine neue Vereinbarung „im Geiste der Verständigung vom August [1980 zwischen Solidarność und Regierung]“ aus, die dem Freiheitsbedürfnis der Gesellschaft Rechnung tragen und wirtschaftliche Reformen, die Unabhängigkeit der Kirche und die Entwicklung der Privatbauern voranbringen sollte.

Er war einer der Unterzeichner des Appells vom 10. Oktober 1986, der zur Aufhebung der amerikanischen Wirtschaftssanktionen gegen Volkspolen aufrief. Zusammen mit Krzysztof Śliwiński, Tadeusz Mazowiecki, Janusz Onyszkiewicz nahm er an zahlreichen Treffen von Solidarność-Vertretern mit Politikern und Journalisten aus dem Westen teil. Im Dezember 1988 fuhr er gemeinsam mit Lech Wałęsa nach Paris, zu seiner ersten Auslandsreise nach dem Kriegsrecht.

Marek Kunicki-Goldfinger
Aus dem Polnischen von Markus Pieper und Wolfgang Templin
Letzte Aktualisierung: 10/15