Der thematische Fokus des Samisdat in der Ukraine lag auf der nationalen Frage, die in politischer, historischer und kultureller Hinsicht erörtert wurde (die inhaltliche Perspektive war somit etwas enger als im Falle des Samisdat in Russland). Weite Themenbereiche sprachen also ausschließlich die Interessen einer ukrainischsprachigen Leserschaft an. Publizistische Beiträge zu gesellschaftlichen und ökonomischen Fragen sowie philosophische Arbeiten gab es relativ selten. Dennoch erschienen gerade im Samisdat Texte und Bücher der bekanntesten Vertreter der ukrainischen Publizistik, wie Iwan Dsjuba, Jewhen Swerstjuk, Iwan Switlytschnyj, Leonid Pljuschtsch, Walentyn Moros und Wjatscheslaw Tschornowil.
Ein charakteristisches Beispiel für den ukrainischen Samisdat Mitte der 60er Jahre war die anonym erscheinende Streitschrift „Über den Pohruschalskyj-Prozess“ (Z pryvodu procesu nad Pohružal‘s‘kym). Die Autoren Jewhen Swerstjuk und Iwan Switlytschnyj stellten hier die offizielle Lesart des zerstörerischen Brandes in der Bibliothek der Kiewer Akademie der Wissenschaften 1964 infrage, der zufolge ein psychisch kranker Mitarbeiter der Bibliothek das Feuer gelegt hatte. Die Verfasser sahen darin einen weiteren Versuch, das ukrainische Volk herabzusetzen und schrieben weiter: „Nach der Vernichtung von Millionen von Ukrainern durch Hunger, nach dem Ersticken auch der kleinsten Versuche selbständigen Denkens hat man aus uns gefügige Sklaven gemacht. [...] Trösten wir uns also nicht mit der ewigen Wahrheit der Unsterblichkeit der Nation – ihre Existenz hängt von unserer Bereitschaft ab, uns zur Wehr zu setzen.“
Die bekannteste Samisdat-Publikation der zweiten Hälfte der 60er Jahre war das Buch „Internationalismus oder Russifizierung?“ von Iwan Dsjuba. Dieser äußerst populäre Text wurde zum Manifest einer ganzen Generation und fand in der Ukraine tausendfach Verbreitung. Das Buch wurde in mehrere europäische Sprachen übersetzt und im Ausland von unterschiedlichen politischen Kräften positiv aufgenommen. Anhand eines marxistisch-leninistischen Begriffsapparates kritisierte der Autor darin überzeugend die offiziellen Konzepte zur Nationalitätenfrage, insbesondere die Thesen zur gleichbleibenden Politik der Partei in dieser Frage, zum gleichberechtigten Status von Ukrainern und Russen in der Ukraine sowie zur Vorstellung von der Verschmelzung der Nationen nach dem Übergang zum Kommunismus. Den breitesten Widerhall fanden die Passagen zur Russifizierung und deren zerstörerischen sozialpsychologischen Konsequenzen für das ukrainische Volk. Zustimmung fand das Buch auch in der national orientierten Partei-Nomenklatura. So ordnete der Erste Sekretär des ZK der Ukrainischen KP nach der Lektüre des Manuskripts dessen Vervielfältigung und Weiterverbreitung unter hochrangigen Parteifunktionären an.
In der Ukraine fanden auch russische Samisdat-Erzeugnisse Verbreitung. Große Verdienste hatte Leonid Pljuschtsch, der die Druckerzeugnisse aus Moskau in die Ukraine brachte und sie dort vervielfältigte. Er sorgte auch für die Übersetzung ukrainischsprachiger Samisdat-Beiträge ins Russische, um sie anschließend in Moskau und außerhalb der UdSSR weiterzuverbreiten. Pljuschtsch ist es zu verdanken, dass der Beitrag „Internationalismus oder Russifizierung?“ von Iwan Dsjuba und die Dokumentation „Verstand schafft Leiden. Porträts von zwanzig ‚Kriminellen‘“ von Wjatscheslaw Tschornowil ausländische Leser erreichten.
Zwar war die nationale Bewegung in der gesamten Ukraine aktiv, am stärksten verwurzelt war sie jedoch im Westen des Landes und in Kiew. Dabei überwogen in der Westukraine Initiativen zur Wiedererlangung der Unabhängigkeit, während in der Ostukraine nationale und religiöse Themen mit Menschenrechtsfragen verknüpft wurden.
Die Menschenrechtsbewegung in der Ukraine wiederum, deren Anliegen in erster Linie nicht die nationale Frage war, hatte ihre Zentren in den großen Städten im Osten und im Süden: Charkiw (Charkow), Tscherniwizi, Luhansk (Lugansk), Saporischschja, Donezk. Sie wies viele Gemeinsamkeiten mit der Menschenrechtsbewegung in Russland auf, beide lassen sich als Teil der gesamtsowjetischen Menschenrechtsbewegung betrachten. Ende der 70er Jahre war in der Ukraine jedoch auch eine Annäherung zwischen der Menschenrechts- und der Nationalbewegung zu beobachten, die unter Häftlingen in den sowjetischen Straflagern besonders spürbar war.
Die Vertreter der kulturellen Opposition der 60er Jahre in der Ukraine und die Menschenrechtsaktivisten in Russland waren sich in vielen Punkten ähnlich. In beiden Fällen handelte es sich um Intellektuellenkreise, die einander geistig nahestanden und ihre Forderungen in ähnlicher Weise vorbrachten und begründeten. Kontakte zwischen den späteren Aktivisten existierten bereits vor der Etablierung der eigentlichen Bewegungen. In den mordwinischen Lagern, wo ukrainische Oppositionelle ihre Strafen gemeinsam mit Andrei Sinjawski und Juli Daniel und später auch mit Alexander Ginsburg und Juri Galanskow absaßen, wurden diese Kontakte und Bekanntschaften weitergeführt. Ljudmila Alexejewa schreibt in ihrem Buch „Geschichte der Andersdenkenden in der UdSSR“ (Istorija inakomyslija w SSSR): „Der Weg von der Ukraine nach Mordwinien führt über Moskau, somit kamen die Verwandten der ukrainischen Gefangenen bei Besuchsreisen und auch die aus den Lagern Entlassenen unweigerlich zunächst nach Moskau. Sie fanden eine Bleibe bei Verwandten und Freunden von Moskauer politischen Gefangenen.“ Über diese Kanäle gaben sie Informationen für die „Chronik der laufenden Ereignisse“ und auch ins Ausland weiter. 1967/68 engagierten sich ukrainische Oppositionelle auch in der Protestkampagne gegen den Moskauer Prozess der Vier.
Aus der Ukraine stammten zwei Mitglieder der ersten sowjetischen Menschenrechtsorganisation, der Initiativgruppe zur Verteidigung der Menschenrechte in der UdSSR, Henrich Altunjan und Leonid Pljuschtsch. Eine wichtige Rolle in der russischen Dissidentenbewegung spielten auch Wjatscheslaw Igrunow und Gleb Pawlowski, die um 1970 in Odessa eine der größten Samisdat-Bibliotheken in der gesamten UdSSR betrieben. Ukrainische politische Gefangene nahmen in den Straflagern an verschiedenen Protestaktionen teil, traten in den Hungerstreik und beteiligten sich an Streikaktionen anlässlich wichtiger Gedenktage. Zu diesen Tagen gehörten der 10. Dezember (Tag der Menschenrechte, siehe auch: Glasnost-Kundgebung), der 5. September (Tag des Roten Terrors) und der 30. Oktober (Tag des politischen Häftlings in der UdSSR).
Religionsgemeinschaften in der Ukraine sahen sich massiven Repressionen ausgesetzt, das betraf sowohl Gläubige der Ukrainischen Griechisch-Katholischen Kirche (vor allem in der Westukraine) als auch der Ukrainischen Autokephalen Orthodoxen Kirche (vor allem in der Ostukraine). Die Staatsmacht erkannte diese Kirchen nicht an und verfolgte die Geistlichen. Die Griechisch-Katholische Kirche, deren Tätigkeit 1946 offiziell untersagt wurde, agierte weiter als Untergrundkirche und konnte sich dabei, besonders auf dem Lande, auf die Unterstützung eines beträchtlichen Teils der Bevölkerung in der Westukraine stützen. Bei der Verfolgung anderer Religionsgemeinschaften in der Ukraine gab es viele Analogien zu anderen Regionen der UdSSR.
Da der ideologische und administrative Druck auf den radikalen Flügel der Generation der Sechziger nicht den gewünschten Erfolg brachte, verstärkte das Regime seine Maßnahmen. Im Zuge der ersten Verhaftungswelle im August und September 1965 wurden 25 Personen festgenommen, die in verschiedener Weise mit der Bewegung verbunden waren, darunter sieben Personen aus Kiew. Bei deren anschließender Strafverfolgung ging es in den meisten Fällen um den Besitz und die Weiterverbreitung der Flugschrift „Über den Pohruschalskyj-Prozess“ (Z pryvodu procesu nad Pohružal‘s‘kym). Auch einer der Autoren, Iwan Switlytschnyj, kam in Haft, musste aber nach acht Monaten „wegen unzureichender Beweislage“ wieder auf freien Fuß gesetzt werden. Einige Dissidenten waren der Auffassung, dass die Maßnahmen auf das Betreiben Moskaus zurückgingen. Bemerkenswert aber ist, dass bis Ende der 60er Jahre die Führung der Ukrainischen SSR ähnlichen Weisungen nur zögernd nachkam. So wurde beispielsweise geduldet, das traditionell am 22. Mai in verschiedenen Städten der Ukraine am Taras-Schewtschenko-Denkmal Blumen niedergelegt wurden. Jahr für Jahr wurden entsprechende Veranstaltungen zu nationalen Manifestationen, an denen in Kiew in der Regel mehrere Hundert Menschen teilnahmen, die Lieder sangen und Gedichte rezitierten. Die Gegenmaßnahmen der Staatsmacht erschöpften sich in Drohungen und administrativen Schikanen gegen die führenden Köpfe. 1967 wurde zwar der Versuch unternommen, die Kundgebung aufzulösen, dies scheiterte jedoch am massiven Widerstand der Teilnehmer. Deutlich härter ging beispielsweise die Kiewer Parteiführung gegen Gedenkveranstaltungen in Babyn Jar zur Erinnerung an die dort 1941 von den deutschen Besatzern erschossene jüdische Bevölkerung vor, an der ebenfalls viele Vertreter der Generation der Sechziger teilnahmen.
Direkten Verfolgungsmaßnahmen waren nach der ersten Verhaftungswelle nur Vertreter der Generation der Sechziger ausgesetzt, deren Aktivitäten internationales Aufsehen erregten. Einer davon war Wjatscheslaw Tschornowil, dessen Buch „Verstand schafft Leiden. Porträts von zwanzig ‚Kriminellen‘“ über die Repressalien des Jahres 1956 im Westen veröffentlicht worden war. Auch andere, die sich offen gegen das sowjetische Regime stellten waren betroffen (zum Beispiel die Mitglieder der Ukrainischen Nationalen Front und anderer nationalistischer Organisationen oder, etwas später, Walentyn Moros). Die im allgemeinen relative Nachsicht gegenüber der nationalen Bewegung galt nicht für die Aktivisten der Menschenrechtsbewegung. 1969 wurden vier Einwohner Charkiws verhaftet und verurteilt, weil sie einen an die UNO gerichteten Brief der Initiativgruppe zur Verteidigung der Menschenrechte in der UdSSR unterzeichnet hatten (und das, obwohl Moskau die Anweisung gegeben hatte, die Verfolgungsmaßnahmen einzustellen).