János Kenedi wurde 1947 in Budapest geboren und hat die Journalistenschule des Ungarischen Journalistenverbandes absolviert. Von 1966 bis 1970 arbeitete er als Journalist und Redakteur. Er schrieb für die Zeitungen „Esti Hírlap“ (Abendzeitung), „Új Írás“ (Neue Schrift) und für die deutschsprachige „Budapester Rundschau“, bevor er Redakteur im Buchverlag Magvető wurde.
In den 60er Jahren faszinierte ihn die alternative ungarische Underground-Kulturszene und er schloss sich der sogenannten Hooligan-Bewegung an. Das waren an den Rand der Gesellschaft gedrängte junge Leute, die nach Prag oder nach Polen fuhren, um sich dort Theaterstücke auf Kellerbühnen anzuschauen, auf eigene Faust Studentenclubs zu besuchen und Kontakte zu westlichen Künstlern und Studenten zu knüpfen. Oder um andere Leute kennenzulernen, die sich für Rock, Pop-Art und alle Arten von Happenings interessierten.
1968 lernte er György Bence und János Kis, junge Vertreter der Lukács-Schule kennen, mit denen ihn, wie er später bekannte, der politische Radikalismus verband.
Nach dem Einmarsch von Truppen des Warschauer Paktes in die Tschechoslowakei (21. August 1968) sah Kenedi die Zeit für ungarische Samisdat-Publikationen gekommen, György Bence und János Kis jedoch hielten diese Idee für verfrüht. Er machte sich an die redaktionelle Bearbeitung bisher unveröffentlichter und breiten Leserkreisen unbekannter Texte von István Bibó und vom Schriftsteller und Soziologen Zoltán Szabó. Kenedi nahm persönlich Kontakt sowohl zu István Bibó als auch (nachdem ihm ein Reisepass ausgestellt wurde) zum seit 1949 im Exil lebenden Zoltán Szabó auf. Beide Persönlichkeiten können als Meister und Lehrer Kenedis betrachtet werden.
1970 verlor er aufgrund polizeilicher Ermittlungen gegen ihn seine Arbeit. Zur Last gelegt wurde ihm die Kontaktpflege zu Vertretern des sich herausbildenden oppositionellen Untergrunds. Eine berufliche Tätigkeit in offiziellen staatlichen Institutionen war fortan nicht mehr möglich.
Seine Wohnung wurde zum Schauplatz der ersten Versuche, in Ungarn ein öffentliches Leben im Untergrund zu schaffen. Bereits Ende der 60er Jahre fanden dort illegale Treffen, Vorlesungen, Lesungen statt. Im Jahre 1977 gab Kenedi den ersten unabhängigen Almanach „Profil“ heraus – als Antwort auf die in Ungarn praktizierte „anonyme“, entinstitutionalisierte Zensur (in Kádárs Ungarn war es der Leiter eines Verlages, einer Galerie oder einer Filmproduktionsgesellschaft, der sich zugleich als Zensor betätigte). So wurden etwa für Anthologien vorgesehene Texte den Autoren unter dem Vorwand zurückgegeben, sie „passten nicht zum Verlagsprofil“.
Bereits in den 70er Jahren versuchte er die Samisdat-Zeitschrift „Keleti Európai Figyelő“ (Westeuropäischer Beobachter) zu etablieren, kam aber über die Herausgabe einer ersten Nummer nicht hinaus. Erst später brachte er gemeinsam mit János Kis die Zeitschrift „Máshonnan Beszélő“ (Der Sprecher von anderswo) in Umlauf, von der in den Jahren 1985–88 insgesamt sieben Nummern erschienen – mit Beiträgen, die zuvor in benachbarten Ostblockländern im Untergrund gedruckt worden waren.
Kenedi war auch an der in den Jahren 1978–80 von Mihály Kornis organisierten Verlagsaktion „Napló“ (Tagebuch) beteiligt. Diese Tagebücher wurden gemeinsam von Vertretern der politischen Opposition verfasst und dann an verschiedenen Orten auf illegalen Zusammenkünften verlesen. Der unabhängige Verlag ABC publizierte zudem 1984 einen Aufsatz von Kenedi zur Krise der demokratischen Opposition in Ungarn – ein Beitrag zur Diskussion über die Rolle der Opposition, wie sie damals in der Zeitschrift „Beszélő“ geführt wurde. Kenedi versuchte in seiner Darstellung, die inneren Konflikte der Opposition einmal tiefgründig und soziologisch zu analysieren, was ihm viel Kritik und zahlreiche Vorwürfe einbrachte.
Ab 1988 war er Sprecher des Forum-Klubs, einer zivilgesellschaftlichen Organisation, die die Einhaltung der Pressefreiheit überwachte, ab 1989 war er Mitglied des Redaktionsteams der kulturellen und sozialen Fragen gewidmeten Monatsschrift „Holmi“ (Klamotten). Nach dem Ende des Kommunismus war er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut der Geschichte der Ungarischen Revolution 1956. Seit vielen Jahren engagiert er sich im Bereich der Offenlegung der Akten des Staatssicherheitsdienstes und war 2007–10 Vorsitzender einer Kommission, die sich mit der Archivierung, der Akteneinsicht und der Veröffentlichung von Unterlagen des ehemaligen Staatssicherheitsdienstes beschäftigte (sogenannte Kenedi-Kommission).