Initiative von rumänischen Parteifunktionären, die Parteichef Nicolae Ceaușescu 1989 nahelegten, den Kurs seiner Politik zu ändern. Die Unterzeichner des Briefes der Sechs (Scrisoarea celor Șase) waren Gheorghe Apostol (Erster Sekretär des ZK in den Jahren 1954/55 und Regierungschef 1955–61), Alexandru Bârlădeanu (Vizepremier in den Jahren 1955–65 und 1967–69), Silviu Brucan (Chefredakteur des Parteiorgans „Scânteia“ in den Jahren 1944–56), Corneliu Mănescu (Außenminister in den Jahren 1961–72), Constantin Pârvulescu (Erster Sekretär des ZK 1944) und Grigore Ion Răceanu (namhafter Aktivist der kommunistischen Bewegung). Ursprünglich war eine größere Zahl von Unterzeichnern geplant, jedoch lehnten viele – wahrscheinlich aus Angst – eine Unterstützung der Initiative ab.
Am 10. März 1989 wurde der Wortlaut des Briefes im rumänischsprachigen Programm der BBC verbreitet, am 13. März 1989 verlas ihn auch die Rumänien-Redaktion von *Radio Freies Europa. Die Unterzeichner beriefen sich auf die KSZE-Schlussakte von Helsinki und verlangten sofortige Reformen, die Einstellung des Programms zur *Systematisierung der Dörfer und ein Zurückfahren repressiver Maßnahmen. Ceaușescus Rücktritt forderten sie dagegen nicht, sondern betonten ihre Bereitschaft zum Dialog mit der Staatsmacht. Kaum war der Inhalt des Briefes im Rundfunk verbreitet worden, setzten Repressionsmaßnahmen der rumänischen Behörden ein. Brucan, Bârlădeanu, Mănescu und Pârvulescu wurden unter Hausarrest gestellt, Apostol und Răceanu festgenommen. Nach dem Sturz Ceaușescus traten einige der Unterzeichner der *Nationalen Rettungsfront bei, spielten dort jedoch keine größere Rolle. Nur Brucan gehörte eine gewisse Zeit lang zum engeren Führungskreis der *Nationalen Rettungsfront und wurde in späteren Jahren zu einem hochgeschätzten politischen Kommentator.