Der Erste Landeskongress der Solidarność verabschiedete am 8. September 1981 in Danzig eine „Botschaft an die arbeitenden Menschen Osteuropas“ (Posłanie do ludzi pracy Europy Wschodniej). Autoren dieses Dokuments, in dem die Menschenrechtsbewegungen in den Ländern des Ostblocks unterstützt wurden, waren Jan Lityński, Henryk Siciński und Bogusław Śliwa. Ihre Unterstützung deklarierten auch Jerzy Buzek, Andrzej Gwiazda, Antoni Pietkiewicz und Jerzy Stępień.
Mit überwältigender Mehrheit der Delegiertenstimmen wurde folgender Text bestätigt: „Die in Danzig versammelten Delegierten des Ersten Landeskongresses der Unabhängigen Selbstverwalteten Gewerkschaft Solidarność senden den Arbeitern Albaniens, Bulgariens, der Tschechoslowakei, der Deutschen Demokratischen Republik, Rumäniens, Ungarns sowie den Völkern der Sowjetunion solidarische Grüße. Als erste unabhängige Gewerkschaft in unserer Nachkriegsgeschichte spüren wir das gemeinsame Band, das uns verbindet. Wir sind eine im Ergebnis von Arbeiterstreiks entstandene Arbeitnehmerorganisation mit zehn Millionen Mitgliedern. Unser Ziel ist der Kampf um die Verbesserungen der Lebensbedingungen aller arbeitenden Menschen. Wir erklären uns solidarisch mit denjenigen unter euch, die den schwierigen Kampf um eine freie Gewerkschaftsbewegung aufgenommen haben. Wir sind fest davon überzeugt, dass sich schon bald eure und unsere Gewerkschaftsvertreter zum gemeinsamen Erfahrungsaustausch treffen werden können.“
Die Botschaft wurde von den kommunistischen Machthabern Volkspolens und anderer Staaten des Warschauer Paktes scharf verurteilt: „Das ist ein gefährliches und provokatives Dokument. […] Seine Autoren wollen in den sozialistischen Ländern Verwirrung schaffen und dadurch verschiedentliche Abspaltungstendenzen fördern […]“, erklärte KPdSU-Chef Leonid Breschnew. Ein Dankesbrief hingegen traf aus Rumänien ein: „Diese Botschaft hat uns mit Freude erfüllt und stärkt unsere Freundschaft. Wir stehen auf eurer Seite“, schrieb der Arbeiter Iulius Filip aus Klausenburg (Cluj-Napoca) an den Landeskongress der Solidarność. Iulius Filip wurde dafür zu einem Jahr Gefängnis verurteilt.
Jan Skórzyński