Das „Biuletyn Informacyjny. Aktualności życia publicznego“ (Informationsbulletin. Aktuelles aus dem öffentlichen Leben) war eine unabhängige Schrift, die zwischen 1976 und 1980 an der Zensur vorbei im Umfeld des Komitees zur Verteidigung der Arbeiter (KOR) bzw. ab 1977 des Komitees für Gesellschaftliche Selbstverteidigung „KOR“ (KSS „KOR“) in Warschau herausgegeben wurde. Die erste Ausgabe der Zeitschrift erschien am 30. September 1976, die letzte (Nr. 41) im Herbst 1980. Der Titel des Blattes knüpfte an die Tradition einer Zeitschrift an, die während der deutschen Besatzung von der Heimatarmee herausgegeben worden war.
In ihrem in jeder Ausgabe wieder abgedruckten Leitartikel formulierten die Herausgeber die Ziele des „Biuletyn Informacyjny“: Durchbrechen des durch die Zensur zementierten staatlichen Informationsmonopols im Land, Aufklärung über den Charakter und den Umfang der Unterjochung der Gesellschaft durch die Herrschenden. Weiter hieß es: „Die Verbreitung des ‚Biuletyn‘ ist ein Akt der Verteidigung der Bürgerrechte, ist die Inanspruchnahme dieser Rechte.“
Die Zeitschrift erschien in der Regel einmal im Monat. Berichtet wurde über alles, was mit der Tätigkeit des KOR und der gesamten Opposition im Zusammenhang stand. In der Anfangsphase war das „Biuletyn“ ein typisches Samisdat-Heft, das von denjenigen, denen es gerade in die Hände fiel, in mehreren Exemplaren auf der Schreibmaschine abgetippt und weiterverbreitet wurde. Erst ab Nummer 7 begann man mit dem Einsatz von Vervielfältigungsapparaten. Die Stammbesetzung der Redaktion wurde in Nummer 9 (März 1977) vorgestellt: Seweryn Blumsztajn (als faktischer Chefredakteur), Jan Lityński und Joanna Szczęsna. Zuvor hatten auch Antoni Libera und Adam Wojciechowski für das „Biuletyn“ gearbeitet. In den folgenden Jahren gehörten außerdem zur Redaktion: Stanisław Barańczak, Przemysław Cieślak, Eugeniusz Kloc, Anka Kowalska, Wojciech Ostrowski, Janusz Przewłocki, Barbara Toruńczyk und Jan Walc. Zofia und Zbigniew Romaszewski waren im „Biuletyn“ insbesondere für die Dokumentierung von Menschenrechtsverletzungen in Polen verantwortlich.
In der letzten Phase seiner Existenz erreichte die Auflage des „Biuletyn“ mehrere Tausend Exemplare. Mit der Zeit wurde das Blatt immer umfangreicher, es enthielt nun auch publizistische Texte und Reportagen, sogar Bilder wurden abgedruckt. Zu den Autoren des „Biuletyn“ zählten die bekannten Journalisten Kazimierz Dziewanowski und Jerzy Zieleński, die Historiker Jerzy Holzer und Maria Turlejska, der Wirtschaftsfachmann Waldemar Kuczyński sowie der Dichter und Literaturwissenschaftler Stanisław Barańczak. Informiert wurde auch über wichtige Ereignisse im Ausland, besonders über die politische Lage in den anderen Ländern Ostmitteleuropas und über die Aktivitäten der oppositionellen Gruppen. Im Herbst 1980 konzentrierten die meisten „Biuletyn“-Redakteure ihre Arbeit darauf, Pressemedien für die Solidarność zu schaffen.