Einen Rückschlag für den Aufbau des Sozialismus in Jugoslawien bedeutete die Entwicklung im Sommer 1948. Auf Geheiß Stalins verurteilten die kommunistischen Parteien des Kominform die Führung der Kommunistischen Partei Jugoslawiens und riefen die „gesunden Elemente“ in der Partei dazu auf, sich eine „neue, internationalistische Führung“ zu geben. Nach einigen missglückten Schlichtungsversuchen entschied sich Tito für die Konfrontation. Das Land rüstete sich zur Verteidigung vor einer bewaffneten Intervention, und in der Partei liefen Säuberungsaktionen an, die sich gegen tatsächliche und vermeintliche sogenannte Kominformisten richteten. Die Kroaten stellten sich eher auf Titos Seite, und das, obwohl der kroatische Kommunistenführer Andrija Hebrang (der eine weitreichende Autonomie Kroatiens befürwortete) im Mai 1948 als Kominformist verhaftet worden war und einige Monate später unter ungeklärten Umständen im Gefängnis ums Leben kam (die offizielle Version lautete Selbstmord). Schätzungen gehen von 4500 bis 7000 Kominformisten aus, die in dieser Zeit verhaftet wurden.
Obwohl sich Tito seiner potenziellen parteiinternen Gegner relativ schnell entledigte, und er aus dem Westen Unterstützung für den Aufbau einer von der Sowjetunion unabhängigen internationalen Position erhielt, war der Bruch mit Moskau für das Tito-Regime dennoch ein schwerer Schlag. Insbesondere wurde damit die revolutionäre Legitimation der Kommunisten und die Unfehlbarkeit der Partei infrage gestellt.
Abhilfe schaffen sollte der sogenannte Selbstverwaltungssozialismus (Selbstverwaltung). Erstmals 1950 als neue programmatische Vision formuliert, sah dieser vor, die Verwaltung der Betriebe den dort beschäftigten Arbeitern zu übergeben. Auch wenn das in der Praxis zunächst ohne Auswirkungen blieb, war es von größter Wichtigkeit, das Selbstverwaltungssystem als eigene jugoslawische Erfindung darzustellen. Die Kommunistische Partei Jugoslawiens bekannte sich, den wahren Weg zum Sozialismus erst zu suchen. Dies brachte zwar erhebliche Legitimationsprobleme mit sich, begründete jedoch zugleich den spezifischen Entwicklungsweg des Landes.
Im Folgenden war in Jugoslawien eine Abkehr vom stalinistischen Modell zu beobachten. Es bildete sich ein System heraus, das sich von anderen im sowjetischen Herrschaftsbereich markant unterschied. Neben der Lehre von den historischen Gesetzmäßigkeiten, an deren Ende die Erlösung des Proletariats stehen würde, bahnte sich auch eine realistischere Betrachtung der Situation den Weg. Die kommunistischen Machthaber Jugoslawiens verzichteten letztlich auf eine Zwangskollektivierung der Landwirtschaft und erkannten, zumindest in Teilen, den Profit als Triebfeder wirtschaftlichen Handelns an. Vor allem verwarf man die Vorstellung, die nationale Frage leite sich aus der Klassenfrage ab und würde sich mit der Entwicklung des Sozialismus von selbst lösen. Eine Politik, die aufhörte, die Umsetzung einer Utopie zu sein, sondern sich an der Realität orientierte, eröffnete die Möglichkeit eines – wenn auch durch das Machtmonopol der kommunistischen Partei beschränkten – Pluralismus von Zielen und Wegen, diese Utopie zu erreichen, sowie den Raum für öffentliche, staatlicherseits nicht vollständig kontrollierte Aktivitäten.
Neben der Bedeutung, die der internationale Druck für die Liberalisierung Jugoslawiens spielte (im Zeitraum 1949–60 erhielt Jugoslawien von den USA Wirtschafts- und Militärhilfen in Höhe von 2,7 Milliarden US-Dollar), war es also insbesondere der Bruch mit Stalin, der zu einer Aufweichung der totalitären Form des Kommunismus in Jugoslawien führte. In diesem Kontext wird auch verständlich, dass es legal gegründete Gruppen und politische Strömungen gab, die im Widerspruch zur Linie der Partei- und Staatsführung standen und lange Zeit weitgehend unbehelligt und zuweilen sogar mit parteiseitiger Unterstützung agieren konnten.
Geduldeten Pluralismus gab es in Jugoslawien vor allem in zwei Bereichen. Der erste war die „Reformierung des Sozialismus“, für die vor allem die in Zagreb erscheinende Zeitschrift „Praxis“ stand: Seit der „Entdeckung“ des Selbstverwaltungssozialismus (Selbstverwaltung) durch Edvard Kardelj und Milovan Đilas verhielt sich die Partei wohlwollend gegenüber Intellektuellen, die sich für dessen Reformierung einsetzten. Tito selbst rief in regelmäßigen Abständen zu Reformen und zum Kampf gegen die Bürokratisierung der Partei auf. Anders als in anderen sozialistischen Ländern stellte die reformorientierte Intelligenz so eine wichtige Gruppe zur Legitimierung der Parteiführung dar, die auf diese Weise als unverkrampft und unbürokratisch erscheinen konnte. Hinzu kam, dass in keinem anderen sozialistischen Land so viele tatsächliche mehr oder weniger sinnvolle Reformen eingeführt wurden, die nicht nur aus leeren Versprechungen bestanden. Die Grenzen zwischen einem noch akzeptierten und einem oppositionellen Revisionismus waren fließend und im Grunde genommen zufällig. Das einzige stabile Kriterium war, ob bestimmte Denkansätze und Aktivitäten eine Gefahr für die Macht der Partei und Titos Macht über die Partei darstellten.
Der 1954 von offizieller Seite angeprangerte Milovan Đilas schrieb Dinge, die aus Sicht der Machthaber inakzeptabel waren, dennoch erschienen sie in auflagenstarken, parteieigenen Belgrader Monats- und Wochenblättern. Tito selbst gab an, dass ihm der Inhalt der Beiträge vor der Veröffentlichung bekannt war. Das große Aufsehen, für das Đilas mit seiner öffentlichen Kritik an der Partei sorgte, trug andererseits zu seinem schnellen Sturz als Mitglied der engeren Parteiführung bei. Bald eingestellt wurde auch das Erscheinen der kroatischen Wochenzeitschrift „Naprijed“ (Vorwärts), nachdem sie Đilas‘ Thesen auch dann noch unterstützt hatte, als diese vom ZK des Bundes der Kommunisten Jugoslawiens (BdKJ) bereits verurteilt worden waren.
Nicht weniger umstürzlerische Texte veröffentlichte die Zeitschrift „Praxis“, die ab 1964 erschien. Da es sich jedoch zumeist um theoretische Beiträge handelte, überdauerte die Zeitschrift bis 1974. Die Verfasser kritisierten den BdKJ, der sich ihrer Meinung nach vom ganzheitlichen Projekt der Emanzipation des Menschen verabschiedet hatte. Auch warfen sie der Partei ihren allein auf Machterhalt, nicht aber auf einen wirklichen Umbau der Gesellschaft abzielenden Pragmatismus vor. Grundsätzlich unterstützten die Autoren das Selbstverwaltungssystem, an das sie gewisse Hoffnungen knüpften, bemängelten aber dessen Inkonsequenzen. Sie griffen auch die anerkannte Kritik an der Bürokratie auf, gingen dabei aber weit über das parteiintern Übliche hinaus. Sie teilten Đilas' Einschätzung, dass es sich bei der kommunistischen Bürokratie um eine eigene neue Klasse handelte. Darüber hinaus forderten die Autoren Meinungsfreiheit und die Abkehr vom Prinzip des innerparteilichen demokratischen Zentralismus, um so einen Wettstreit verschiedener Konzeptionen zu ermöglichen. Die „Praxis“-Beiträge sorgten für gewisse Aufregung unter den führenden Parteifunktionären (und für noch größere Aufregung unter den westlichen Marxisten). Erwidert wurde die Kritik jedoch nicht mit Repressionen, sondern mit einer Polemik des BdKJ-Ideologen Edvard Kardelj, die 1966 in der gleichen Zeitschrift erschien. Ab 1965 erschien die „Praxis“ auch in westlichen Sprachen und wurde so zu einem jugoslawischen Exportschlager. In seinem Glanz sonnte sich auch die Staatsführung, wenn auf Einladung der Zeitschrift die wichtigsten Vordenker des deutschen und französischen Neomarxismus nach Jugoslawien kamen.