Die Ereignisse der Samtenen Revolution erreichten eine geradezu atemberaubende Geschwindigkeit: politische Häftlinge wurden freigelassen, Strafprozesse gegen ein Dutzend Oppositionelle ausgesetzt und die Staatssicherheit begann ihre Archive im Geheimen zu vernichten. Die Parteiführung der KSČ dankte ab und eine neue Regierung wurde gebildet, an deren Spitze allerdings wieder der bisherige Ministerpräsident Ladislav Adamec stand. Als Protest dagegen und zur Warnung an die Machthaber wurde ein landesweiter Generalstreik organisiert. Im Ergebnis kam es zu Verhandlungen über eine neue Regierung und Ladislav Adamec schlug Marián Čalfa für den Posten als Regierungschef vor, der bisher für Gesetzgebungsprozesse zuständig gewesen war. Es wurde auch über das Präsidentenamt diskutiert. Alexander Dubček verheimlichte seine Ambitionen nicht, am Ende wurde jedoch die Kandidatur Václav Havels angekündigt.
Staatspräsident Gustáv Husák, Symbol der „Normalisierung“, trat am 10. Dezember zurück. Er verfügte eine Amnestie, ernannte eine Regierung unter Marián Čalfa und ließ sich noch mit der neuen Regierung fotografieren, in der mehrere tschechische und slowakische Dissidenten vertreten waren. Den stellvertretenden Ministerpräsidenten Ján Čarnogurski, der vor Kurzem noch politischer Häftling gewesen war, fragte er nach der Gesundheit seines Vaters und bat ihn, ihm Grüße auszurichten, denn beide hatten gemeinsam während des Zweiten Weltkrieges im Slowakischen Nationalrat gesessen. So also ging die Ära des kommunistischen Regimes in der Tschechoslowakei zu Ende.
Es konnte keinen Zweifel geben, dass schnellstmöglich Präsidentschaftswahlen stattfinden müssten. Im Einklang mit der Verfassung, aus der erst wenige Tage zuvor Artikel 4 über die Führungsrolle der Kommunistischen Partei gestrichen worden war, wählten beide parlamentarischen Kammern den Präsidenten. In der geschwächten KSČ wurde eine vorgezogene Direktwahl erwogen. Es wurde damit gerechnet, dass dieses Verfahren eher dem landesweit bekannten Ladislav Adamec zugutekommen würde als Václav Havel. Das Bürgerforum fürchtete weniger die Direktwahl an sich, vielmehr die Gefahr, dass diese wegen der notwendigen Vorbereitung erst im Februar 1990 stattfinden werde.
Das tschechoslowakische Parlament setzte sich weiterhin aus Abgeordneten zusammen, die loyal zum alten System standen. In den Gesprächen mit den Kommunisten erhandelte das Koordinationszentrum des Bürgerforums deswegen eine Übergangslösung in Form einer Kooptation: In Misskredit geratene bisherige Abgeordnete sollten selbst zurücktreten oder auf Antrag der Wähler abberufen werden können. Die so frei gewordenen Mandate sollten von Personen besetzt werden, die das Vertrauen der Opposition besaßen. In der ersten Gruppe von zwölf neuen Abgeordneten (kooptiert am 27. Dezember 1989) befand sich auch Alexander Dubček. Am folgenden Tag wurde er zum Vorsitzenden der Nationalversammlung gewählt.
Zwar stellten die bisherigen Abgeordneten nach wie vor die Mehrheit im Parlament, fanden sich aber in einer neuen Situation wieder. Ihre Bereitschaft, sich loyal zum Übergangsprozess zu verhalten, um ihr Mandat nicht zu verlieren, war sicherlich entscheidend dafür, dass die Nationalratsabgeordneten am 29. Dezember 1989 in einer feierlichen Sitzung in der Vladislavský-Halle der Prager Burg Václav Havel einstimmig zum neuen Präsidenten der Tschechoslowakei wählten. Noch am selben Tag wurde vor dem Haus, in dem das neue Staatsoberhaupt lebte, das Baustellenfahrzeug entfernt, von dem aus bis dahin Václav Havel vom Staatssicherheitsdienst oberserviert worden war. Ein halbes Jahr später, im Juni 1990, ebneten die ersten freien Parlamentswahlen seit mehreren Jahrzehnten den Weg in die demokratische Zukunft des Landes.