Radikal antikommunistische Untergrundorganisation, die aus der Solidarność hervorgegangen ist. Die Kämpfende Solidarność (Solidarność Walcząca; SW) entstand im Juni 1982 infolge einer Spaltung im Breslauer Regionalen Streikkomitee der Solidarność. Angeführt wurde die Kämpfende Solidarność von Kornel Morawiecki, der zuvor Propagandachef des Breslauer Regionalen Streikkomitees war. Kornel Morawiecki war mit der Taktik des Streikkomiteevorsitzenden Władysław Frasyniuk und des Provisorischen Koordinierungsausschusses nicht einverstanden, die unter den Gegebenheiten des Kriegsrechts vorsichtig agieren wollten. Die Kämpfende Solidarność setzte dagegen auf aktiven Widerstand in Form großer Protestdemonstrationen und sagte sich auch nicht von gewaltsamen Methoden des politischen Kampfes los, obgleich sie selbst keine Gewalt einsetzte. Als Hauptziel ihres Strebens betrachtete sie die Wiedererlangung der staatlichen Unabhängigkeit Polens und den Aufbau einer „Solidarischen Republik“.
Das Leitungsgremium der Kämpfenden Solidarność war der Politische Rat (Rada Polityczna) unter Führung von Kornel Morawiecki, für die laufenden Angelegenheiten war ein Exekutivkomitee (Komitet Wykonawczy) zuständig. Der Schwerpunkt der Tätigkeit lag in den großen Städten. Wichtigstes Publikationsorgan war das Bulletin „Solidarność Walcząca“ (Redaktion: Kornel Morawiecki, Zuzanna Dąbrowska, Romuald Lazarowicz, Andrzej Myc, Andrzej Zarach und andere). Die Organisation rief zum aktiven Widerstand auf, legte Wert auf spektakuläre Flugblattaktionen und betrieb einen eigenen Rundfunksender. 1988 gründete die Kämpfende Solidarność das „Autonome Ost-Referat“ (Autonomiczny Wydział Wschodni), dessen Ziel es war, die Opposition in einigen Sowjetrepubliken zu unterstützen. Das geschah beispielsweise durch Herausgabe des russischsprachigen Ratgebers „Junyj konspirator“ (Jugendlicher Konspirateur), in dem die Grundsätze konspirativer Arbeit erklärt wurden. Das Ost-Referat unterhielt enge Kontakte zu den Unabhängigkeitsbewegungen in Litauen (Sąjūdis) und in der Ukraine, wohin ukrainische Exilzeitschriften, religiöse Literatur für die griechisch-katholischen Christen sowie Vervielfältigungstechnik für die Krim-Tataren geschleust wurde.
Die Kämpfende Solidarność widersetzte sich jeglichen Gesprächen mit den kommunistischen Machthabern und lehnte die Vereinbarungen am Runden Tisch folglich ab. Sie rief zum Boykott der halbfreien Wahlen im Juni 1989 auf und protestierte gegen die Wahl von General Wojciech Jaruzelski zum polnischen Staatspräsidenten.
Bartosz Kaliski