Ab Ende der 60er Jahre bildete sich innerhalb der litauischen Oppositionsbewegung eine nationalliberale Strömung heraus. Auf der Suche nach legalen Formen des Engagements für die Pflege der eigenen nationalen Identität entstanden Heimatzirkel und Folklorekreise. Diese „Organisationen ohne Organisation“ entwickelten sich im intellektuellen Milieu und bewegten sich am Rande der Legalität. 1969 wurde in der Hauptstadt die Vereinigung *Ramūva ins Leben gerufen. Eine gleichnamige heimatkundliche Gruppe gründeten Studenten der Universität Wilna. Rimantas Matulis und Tadas Šidiškis wiederum gründeten im Wilnaer Tourismus-Klub die Sektion *Wanderer. Zwar trugen diese Gruppen hinsichtlich Mitgliedschaft, Statut, und Programm ähnliche Züge wie die in der Illegalität agierenden Gruppen, ihr Hauptaugenmerk galt jedoch nicht dem Kampf gegen die sowjetische Herrschaft, sondern der Wiederbelebung alter Bräuche, Feiertage und Lieder, der Förderung des Interesses für die Geschichte Litauens sowie der Bewahrung und Pflege des kulturellen Erbes des Landes und der litauischen Sprache. Die heimatkundliche Bewegung erhielt enormen Zulauf. Angaben des Tourismusrates in Litauen zufolge nahmen bis 1965 rund 20.000 junge Leute an touristisch-heimatkundlichen Wanderungen teil, 1967 betrug diese Zahl bereits 200.000. Von Beginn an beobachtete der KGB die Bewegung argwöhnisch. Gegen die aktivsten Mitglieder wurden von Zeit zu Zeit „vorbeugende“ Maßnahmen ergriffen. Besonders beunruhigt war die Staatsmacht über die Johannisnacht-Feiern und die Veranstaltungen zu Allerseelen. Misstrauen weckten ebenfalls touristisch-heimatkundliche Reisen außerhalb Litauens, beispielsweise in von Litauern bewohnte Regionen in den Gebieten Kaliningrad und Smolensk sowie in Weißrussland. Auch ähnlich Pilgerfahrten organisierte Besuche bei den „unbequemen“ Priestern, Stanislovas Dobrovolski, Pranas Račiūnas oder Bronislovas Laurinavičius, wurden aufmerksam verfolgt. In operativen Unterlagen des KGB wurden derlei Aktivitäten als „feindlich-negativ“ und nationalistisch bezeichnet. 1971 wurden auf Beschluss der Kommunistischen Partei Litauens die *Wanderer und *Ramūva aufgelöst. Das gleiche Schicksal ereilte ähnliche Klubs, die innerhalb touristischer Vereinigungen und regionaler Heimatverbände entstanden waren. Betroffen waren in Wilna der am Kulturhaus der Gewerkschaften angesiedelte *Litauische Volksliederklub und der Universitätsklub „Gabija“, in Kaunas ein Klub an der Technischen Hochschule, in Panevėžys mehrere Klubs des Betriebes „Ekranas“ sowie weitere diverse Zirkel in Klaipėda, Marijampolė, Jonava, Šiauliai und anderswo. Bestehen blieb der am Betrieb für Rechenmaschinen in Wilna angesiedelte *Klub Alkas (gegründet 1967).
Es gab auch Jugendgruppen, die sich die Wiederherstellung der Unabhängigkeit Litauens zum Ziel gesetzt hatten, und die damit illegal agierten. Zwischen 1966 und 1975 spürte der KGB 56 dieser Gruppen auf und verhaftete 28 ihrer Mitglieder, darunter 1973 auch Aktivisten einer seit 1972 in Kaunas bestehenden Gruppe (darunter Vidmantas Povilionis), die die Herausgabe der Untergrundzeitschrift „Naujasis Varpas“ (Neue Glocke) planten, in der sie heimatkundliche und historische Texte sowie den Wortlaut der geheimen Zusatzprotokolle zum *Hitler-Stalin-Pakt veröffentlichen wollten. Aufgrund der Verbindungen der Gruppe zur Heimatbewegung weitete der KGB seine Maßnahmen entsprechend aus: Am 27. März 1973 wurden in Kaunas, Wilna und Riga über 100 Aktivisten der Heimatbewegung verhaftet, verhört, eingeschüchtert und zur Zusammenarbeit mit dem KGB gedrängt. Einige Studenten wurden zwangsexmatrikuliert, der ehemalige Leiter von *Ramūva verlor seine Stelle an der Universität Wilna. Angesichts der Repressionen suchten einige Mitglieder der Heimatbewegung (darunter Zita Vanagaitė, Jurgis Gediminas Jakubčionis, Rimantas Matulis und Birutė Burauskaitė) nach neuen Aktionsformen und knüpften engeren Kontakt zu unabhängigen Verlagen und Dissidentenkreisen.
Am 14. Mai 1972, dem Tag des Staatsbesuches von US-Präsident Richard Nixon in Moskau, übergoss sich der Schüler Romas Kalanta vor dem Kaunaser Musiktheater mit Benzin und zündete sich an. Mit den Worten „Freiheit für Litauen!“ ging er in Flammen auf, ein Ereignis, dass die litauische Gesellschaft, besonders junge Menschen, in große Aufregung versetzte. Obwohl Ort und Zeitpunkt der Beerdigung von den Behörden geheim gehalten und mehrfach geändert wurden, begleitete eine große Menge aufgebrachter Menschen Kalanta auf seinem letzten Weg durch Kaunas und erhob Forderungen wie „Freiheit für Litauen!“ und „Weg mit dem Okkupanten!“. Die Demonstration wurde von Truppen des Innenministeriums brutal niedergeschlagen. 400 Personen wurden festgenommen, 50 von ihnen bekamen eine 15-tägige Arreststrafe, einige kamen vor Gericht. Die Proteste und Unruhen in Kaunas hielten damals drei Tage an, neben Studenten und Schülern nahmen auch Arbeiter und Intellektuelle daran teil. Informationen über die Ereignisse erreichten auch die westliche Presse. Kalanta wurde zu einem Symbol des litauischen Widerstands, obwohl die staatlichen Behörden jahrelang Gerüchte über eine psychische Erkrankung des Schülers streuten. Zu den Jahrestagen seines Todes besuchten Hunderte von Menschen sein Grab, in ganz Litauen wurden Flugblätter verteilt. Es fanden sich auch Nachahmer. Bis 1976 gab es 13 weitere ähnlich gelagerte Selbsttötungen: Nur wenige Tage nach Kalanta, am 29. Mai 1972, verbrannte sich in Varėna ein gewisser Stonys, nachdem er die litauische *Trikolore gehisst hatte, am 3. Juni 1972 folgte in Kaunas Andrius Andriuškevičius. Am 5. November 1975 warf sich der Dichter und Philosoph Mindaugas Tomonis vor einen fahrenden Zug, und am 10. August 1976 verbrannte sich während seines Militärdienstes Antanas Kalinauskas.

Denkmal für Romas Kalanta in Kaunas (2017)
Die litauischen Partei- und Staatsorgane sahen sich angesichts der Ereignisse in Kaunas unter Druck und scharfer Kritik seitens der Moskauer Führung ausgesetzt, die eine Intensivierung der ideologischen Arbeit forderte. Immer häufiger wurden besonders widerspenstige Oppositionelle in die Emigration gedrängt, darunter der Rechtsanwalt Zenonas Butkus (1972), der Regisseur Jonas Jurašas (1974), der Maler Vladislovas Žilius (1976) und der Dichter Tomas Venclova (1977). Die Möglichkeit, das Land auf legalem Wege zu verlassen, blieb den meisten Menschen indes verwehrt. Aufsehen erregte der Fluchtversuch von Simas Kudirka, Funker an Bord des Fischdampfers „Sowjetskaja Litwa“, dem es am 23. November 1970 in US-Hoheitsgewässern gelungen war, ein Schiff der amerikanischen Küstenwache zu erreichen, wo er um politisches Asyl bat. Dessen Kapitän wies ihn jedoch ab und überstellte ihn zurück auf das sowjetische Schiff, wo Kudirka zusammengeschlagen und verhaftet wurde. Am 20. Mai 1971 verurteilte ihn das Oberste Gericht der Litauischen SSR wegen Vaterlandsverrats zu zehn Jahren Freiheitsentzug. Kudirka hatte während seines Prozesses mehrfach betont, dass er die Sowjetunion nicht als sein Vaterland betrachtete. Seine Einlassungen vor Gericht fanden anschließend Verbreitung im Samisdat und wurden auch im Westen veröffentlicht. Die Kudirka-Affäre führte zu Protesten von Menschenrechtsaktivisten in der UdSSR und im Ausland.
Gegen Mitte der 70er Jahre geriet auch in Litauen der Protest gegen die Verletzung von Menschen- und Bürgerrechten zunehmend in den gesellschaftlichen Fokus. Einzelaktionen, gemeinsame Initiativen und unabhängige Publikationen nahmen zu. 1974 und 1975 erreichten die führenden Organe der UdSSR und der Litauischen SSR mehrere unter anderem von Tomas Venclova und Antanas Terleckas verfasste Appelle mit der Forderung, die politischen Grundrechte der Bürger zu respektieren. Es entstanden neue Untergrundzeitschriften wie *„Dievas ir Tėvynė“, *„Laisvės šauklys“ und „Varpas“ (Glocke) sowie der literarische Almanach *„Pastogė“. Im November 1975 erschien die erste Ausgabe des wichtigen Periodikums *„Aušra“.
Ende 1975 fand in Wilna der Prozess gegen Sergei Kowaljow statt. Der Moskauer Menschenrechtsaktivist war einer der ersten Nicht-Litauer, der regelmäßige Kontakte zu litauischen Dissidenten wie Petras Plumpa, Nijolė Sadūnaitė, Sigitas Tamkevičius und anderen Vertretern des katholischen Widerstands pflegte. Diese waren immer wieder nach Moskau gefahren, um dort Kowaljow die jeweils neu erscheinenden Nummern der *„Chronik der Katholischen Kirche in Litauen“ (von der eine spezielle russische Übersetzung angefertigt wurde) und andere litauische Samisdat-Erzeugnisse zu übergeben. Kowaljow wiederum verwendete sie für die *„Chronik der laufenden Ereignisse“ und schleuste sie weiter in den Westen. Sein Mitwirken an der Weiterverbreitung der *„Chronik der Katholischen Kirche in Litauen“ außerhalb Litauens war auch der Vorwand, ihm vor dem Obersten Gericht der Litauischen SSR der Prozess zu machen. Kowaljows Standhaftigkeit, sein juristisch kompetentes Auftreten vor Gericht sowie Begegnungen der litauischen Aktivisten mit seinen Weggefährten, die zum Prozess nach Wilna anreisten (darunter Andrei Sacharow), hatten wesentlichen Einfluss auf die Entwicklung der Dissidentenbewegung in Litauen. Der KGB und andere Dienste hatten alle Hände voll zu tun, um solche Treffen möglichst zu unterbinden. So wurden auf dem Belarussischen Bahnhof in Moskau Tatjana Welikanowa, Tatjana Chodorowitsch und Malwa Landa verhaftet, als sie auf dem Weg zum Prozess waren. Auf dem Bahnhof in Wilna wiederum wurden Antanas Terleckas, Walerij Smolkin und Viktoras Petkus in Gewahrsam genommen, die auf die Gäste aus Moskau warteten. Auch andere Personen, die sich Zutritt zum Gerichtssaal verschaffen wollten, kamen in Haft. Die restriktiven Maßnahmen bewirkten allerdings das Gegenteil des Beabsichtigten und führten zu einer noch engeren Zusammenarbeit der Dissidenten. Unmittelbar nach der Urteilsverkündung verlas Andrei Sacharow auf einer Pressekonferenz eine gemeinsame Erklärung zum Prozess und zum willkürlichen Vorgehen der Behörden.