Anfang Mai 1977 kehrte Michnik nach Polen zurück, wo er Mitglied des Komitees zur Verteidigung der Arbeiter (Komitet Obrony Robotników; KOR) wurde. Schon einige Tage später kam er – zusammen mit weiteren KOR-Mitgliedern – in Haft. In einem Brief aus dem Gefängnis, den französische, italienische und deutsche Zeitungen veröffentlichten, rief er die westeuropäische Linke dazu auf, sich für die osteuropäischen Dissidenten einzusetzen und auf eine Wiederherstellung von Freiheit und Demokratie in diesem Teil Europas hinzuwirken. „Eine Entspannung ist nicht möglich, solange die Menschenrechte, die deren Fundament darstellen, nicht respektiert werden“, so Michnik.

Unter dem Druck der Öffentlichkeit im In- und Ausland ließ man die inhaftierten KOR-Aktivisten im Juli 1977 im Rahmen einer Amnestie wieder frei.

In der zweiten Hälfte der 70er Jahre engagierte sich Michnik im Komitee für Gesellschaftliche Selbstverteidigung „KOR“ (Komitet Samoobrony Społecznej; KSS „KOR“) sowie im Untergrundverlagswesen. Er war einer der Gründer des Unabhängigen Verlagshauses NOWA (Niezależna Oficyna Wydawnicza NOWA) und ab Ende 1977 Mitglied des NOWA-Kollegiums. Michnik beteiligte sich außerdem am „Biuletyn Informacyjny“ (Informationsbulletin), war Redaktionsmitglied der literarischen Zeitschrift „Zapis“ (Aufzeichnung) und der politischen Quartalschrift „Krytyka“ (Kritik). In letztgenannter Zeitschrift, die ein sozialdemokratisches Profil hatte, spielte er eine wesentliche Rolle. So fanden in seiner Wohnung die Redaktionssitzungen und Michnik selbst veröffentlichte in der Zeitschrift viele seiner wichtigen politischen Texte.

Im Rahmen der Gesellschaft für Wissenschaftliche Kurse (Towarzystwo Kursów Naukowych; TKN), deren Gründungserklärung er am 22. Januar 1978 unterzeichnete, bot Michnik Veranstaltungen zur neuesten polnischen Geschichte an. Nach einer Reihe von Attacken, hinter denen Schlägertrupps der Partei standen, musste er jedoch auf öffentliche Vorlesungen verzichten. Vom Staatssicherheitsdienst wurde Michnik über einhundert Mal für 48 Stunden in Gewahrsam genommen und mehrfach dabei geschlagen.

Michnik knüpfte Kontakte zu Dissidenten in Ungarn und in der Tschechoslowakei. Im August 1978 nahm er an zwei Treffen von KSS „KOR“-Vertretern mit Aktivisten der tschechoslowakischen Charta 77 teil, die an der polnisch-tschechoslowakischen Grenze stattfanden (mit dabei waren unter anderen Václav Havel und Anna Šabotová). Vom 3. bis 10. Oktober 1979 beteiligte er sich in der Warschauer Heilig-Kreuz-Kirche an einem Hungerstreik als Zeichen der Solidarität mit den inhaftierten tschechoslowakischen Dissidenten.

Im August 1980 wurde Michnik zusammen mit anderen Oppositionellen verhaftet. Der Vorwurf der Staatsanwaltschaft lautete „Beteiligung an einer Vereinigung namens KSS ‚KOR‘, die kriminelle Zielstellungen verfolgt“. Nach der Unterzeichnung der Danziger Vereinbarung wurden alle Inhaftierten wieder aus der Haft entlassen, worauf die streikenden Werftarbeiter gedrängt hatten. Wie auch die anderen Mitglieder des KSS „KOR“ engagierte sich Michnik für die entstehende unabhängige Gewerkschaft Solidarność. Ende 1980 wurde er zum Experten der Region Masowien und des Arbeiterausschusses der Bergarbeiter der Solidarność der Lenin-Hütte berufen. Er war auch Berater von Zbigniew Bujak, des Vorsitzenden der Region Masowien.

Jan Skórzyński
Aus dem Polnischen von Gero Lietz
Letzte Aktualisierung: 08/16