Die erste öffentlich agierende Vereinigung dieser Art wurde die Initiativgruppe zur Verteidigung der Menschenrechte in der UdSSR. Sie wurde im Mai 1969 auf Betreiben zweier Moskauer Aktivisten der Bewegung gegründet: Pjotr Jakir und Wiktor Krassin. Dabei kam zum Teil ein „paritätisches“ Prinzip zum Tragen: Zu dem Gremium gehörten elf Moskauer, ein Leningrader, die beiden Ukrainer Leonid Pljuschtsch und Henrich Altunjan sowie Mustafa Dschemilew, ein führender Vertreter der Krimtataren. In der Gruppe gab es Zweifel daran, ob sie sich selbst als Organisation institutionalisieren sollte, denn sie war ja im engeren Sinn keine gesellschaftliche Organisation, sondern eine aus 15 Personen bestehende Arbeitsgruppe, die zusammenkam, um offene Briefe an die UNO über Menschenrechtsverletzungen in der UdSSR zu verfassen. Das einzige organisatorische Merkmal war die Bezeichnung „Initiativgruppe“. Allein das hatte aber schon im Ausland eine durchschlagende Wirkung: In der Sowjetunion, wo jegliche nicht vom Regime gesteuerten Gesellschaftsinitiativen rücksichtslos erstickt wurden, hatte sich eine unabhängige gesellschaftliche Organisation formiert! In diesem Sinne war mit der Bildung der Initiativgruppe zur Verteidigung der Menschenrechte in der UdSSR ein weiteres Tabu gebrochen worden, das zuvor als unüberwindbar gegolten hatte.
Die Gruppe verfasste in erster Linie Briefe an internationale Organisationen, in denen politische Repressionen und die damit verbundenen Menschenrechtsverletzungen aufgezeichnet wurden. Recht bald musste sich die Gruppe mit einem Teil ihrer Schreiben auch für eigene Mitglieder einsetzen, da viele von ihnen verhaftet worden waren. 1975 hörte die Initiativgruppe zur Verteidigung der Menschenrechte in der UdSSR faktisch auf zu existieren.
Des Weiteren gründeten die Dissidenten eine Reihe weiterer unabhängiger Vereinigungen, die sich nicht nur mit der Verteidigung von Menschenrechten beschäftigten. Schon 1970 war auf Initiative der drei Moskauer Wissenschaftler Waleri Tschalidse, Andrei Sacharow und Andrei Twardochlebow und dem später hinzugekommenen Igor Schafarewitsch das Komitee für Menschenrechte in der UdSSR als erstes unabhängiges Expertengremium entstanden. Das Komitee leistete keinerlei praktische Arbeit auf dem Gebiet der Menschenrechte; in Übereinstimmung mit seinem Statut und seiner Arbeitsordnung (darüber verfügten weder die Initiativgruppe zur Verteidigung der Menschenrechte in der UdSSR noch die meisten später gegründeten Vereinigungen der Dissidenten) beschäftigte es sich ausschließlich mit der theoretischen Erforschung der Menschenrechtssituation in der UdSSR und erarbeitete an die Regierung gerichtete Empfehlungen, die natürlich unbeantwortet blieben. Dabei wurden konkrete Fälle thematisiert, jedoch nur zur Veranschaulichung eines konkreten rechtlichen Problems. Die Sitzungen wurden nach einer genau festgelegten Ordnung durchgeführt. Anträge, Stellungnahmen und Gutachten wurden in der von Waleri Tschalidse herausgegebenen Samisdat-Schrift „Obščestvennyje problemy“ (Gesellschaftliche Probleme) veröffentlicht, bis das Komitee 1973 nach dem Weggang von Waleri Tschalidse, dem geistigen Vater und Hauptantriebskraft, in die USA zerfiel.
So wie die „Chronik der laufenden Ereignisse“ ein Vorreiter der freien Presse in der UdSSR war, hatte die Initiativgruppe zur Verteidigung der Menschenrechte in der UdSSR eine Vorreiterrolle bei der Formierung einer unabhängigen Gesellschaft. Sowohl die Initiativgruppe als auch die „Chronik“ repräsentierten zudem zwei grundlegende Merkmale dissidentischer Arbeit: Die Initiativgruppe stand für die Organisation von Protesten; die „Chronik“ hingegen für die Sammlung, systematische Erfassung, Überprüfung und Publikation von Informationen über politisch motivierte Verfolgung.
Das dritte Merkmal dissidentischer Arbeit war die konkrete Hilfe für konkrete Menschen – für die Opfer politischer Verfolgung, und ganz besonders die sowohl organisatorische als auch materielle Unterstützung für deren Familien. Diese Arbeit war zugleich immens wichtig für die gesellschaftliche Stimmung gegenüber den Dissidenten in den mit ihnen sympathisierenden sozialen Schichten und Gruppen. Die vorrevolutionäre Tradition gesellschaftlicher Unterstützung politisch Verfolgter, die sich in der UdSSR noch lange Zeit sogar im Rahmen legaler Strukturen gehalten hatte, lebte in der zweiten Hälfte der 60er Jahre wieder auf. Es waren dies jedoch keine Initiativen von Einzelpersonen, sondern ein gesamtgesellschaftliches Phänomen, das beispielsweise in Geldsammlungen für die Angehörigen und Familien politischer Gefangener zum Ausdruck kam. Die gesellschaftliche Solidarität mit den Verfolgten war in jenen Jahren so stark, dass solche Sammlungen in vielen Moskauer Einrichtungen (wie etwa in Redaktionen und Forschungsinstituten) sogar öffentlich durchgeführt wurden. Einen organisatorischen Rahmen erhielt diese Arbeit erst in den Jahren 1973/74, als auf Initiative von Alexander Solschenizyn der Hilfsfonds für politische Häftlinge und ihre Familien ins Leben gerufen wurde. Offen bleibt die Frage, ob durch die Gründung des Hilfsfonds die gesellschaftliche Unterstützung für die Verfolgten wuchs oder nachließ, denn die unmittelbare Notwendigkeit für Geldsammlungen entfiel, da Alexander Solschenizyn dem Hilfsfonds einen Teil seiner Honorarzahlungen für sein Buch „Archipel Gulag“ zur Verfügung gestellt hatte. Möglich ist auch, dass die Gründung des Hilfsfonds eine intuitive Reaktion auf eine gewisse Schwächung des gesellschaftlichen Rückhalts gewesen ist, die wiederum auf andere Ursachen zurückzuführen war, insbesondere auf eine sich damals abzeichnende Tendenz der Selbstisolierung eines Teils der Dissidenten von breiteren Kreisen der freidenkerischen Intelligenz. Unbestritten bleibt jedoch, dass der zehn Jahre lang öffentlich agierende Hilfsfonds für politische Häftlinge und ihre Familien eine sehr effiziente Arbeit leistete und eine systematische Unterstützung für hilfsbedürftige Familien politischer Gefangener auf den Weg brachte. Es entstand unter anderem eine weitverzweigte Organisationsstruktur mit Außenstellen in Leningrad, Litauen, Odessa und in der Westukraine.