In der ersten Hälfte der 70er Jahre flauten die politischen Konflikte zunächst ab, es gab kaum nennenswerte oppositionelle Aktivitäten. Die oppositionellen Gruppen suchten nach einer neuen inneren und organisatorischen Ordnung und nach einer gemeinsamen Verständigungsplattform. Besondere Bedeutung hatte in diesem Zusammenhang der fortschreitende Dialog der Znak-Katholiken mit den ehemaligen sogenannten Revisionisten und anderen säkular geprägten Intellektuellenkreisen. Eine Ermutigung zu einem solchen gemeinsamen Vorgehen war das 1971 von dem Historiker Bohdan Cywiński herausgegebene Buch „Rodowody niepokornych“ (Herkunft der Aufbegehrenden), das eine positive Entgegnung von Adam Michnik nach sich zog: „Kościół, lewica, dialog“ erschien 1977 in Paris (Deutsch: „Die Kirche und die polnische Linke. Von der Konfrontation zum Dialog …“, München 1980).
Für Teile der Systemkritiker wurde es zu einem Axiom, dass sich die intellektuelle Opposition im Falle eines weiteren Arbeiteraufruhrs solidarisch zeigen und institutionelle Änderungen einfordern müsse. Sehr aufmerksam beobachtet wurde unter anderem die Arbeit der sowjetischen Dissidenten, die im Rahmen von Komitees organisiert waren, öffentlich agierten, maschinengeschriebene unzensierte Texte veröffentlichten (Samisdat), das ungeschriebene Verbot der Kontaktaufnahme zu ausländischen Journalisten ständig durchbrachen und diese über ihre Aktivitäten und die Lage im Land informierten.
Breite Kreise oppositioneller Intellektueller wurden 1975 auf den Plan gerufen, als die Staatsführung verkündete, die führende Rolle der Partei und das Bündnis mit der Sowjetunion in der Verfassung zu verankern – ebenso sollten Bürgerrechte von der Erfüllung bestimmter Pflichten abhängig gemacht werden. Daraufhin wurden Protestbriefe mit Hunderten Unterschriften verfasst, einige dieser Schreiben – insbesondere der sogenannte Brief der 59 – positionierten sich deutlich gegen das System und sprachen sich für die Schaffung einer parlamentarischen Demokratie aus. In einigen Schreiben wurde auch die Frage der nationalen und staatlichen Souveränität aufgegriffen. Diese Verfassungsdiskussionen widerlegten eindrucksvoll die These, es gebe keinen Widerstand gegen die Politik der kommunistischen Partei. Vielmehr artikulierte sich eine (für damalige Verhältnisse) recht bedeutsame Protestbewegung, die das bestehende System offen infrage stellte und als Ziel einen souveränen Staat mit einer parlamentarischen Demokratie benannte. Eine Ermutigung für die Bestrebungen der oppositionellen Intellektuellenkreise war nicht zuletzt die Haltung des polnischen Episkopats, der die geplanten Verfassungsänderungen ebenfalls heftig kritisierte. Dies bedeutete für die Opposition einen moralischen Rückhalt und ebnete den Weg zu einem Klima gegenseitigen Respekts und Wohlwollens in den folgenden Jahren.
Die heftigen Arbeiterproteste im Juni 1976 fielen somit mit einer politischen Belebung der polnischen Intellektuellen- und Studentenkreise zusammen. So war es rasch möglich, eine Hilfsaktion für die von Repressionen betroffenen Teilnehmer der Juni-Proteste in Gang zu setzen, was schließlich am 23. September 1976 in die Gründung des Komitees zur Verteidigung der Arbeiter (Komitet Obrony Robotników; KOR) führte. Die 14 Gründungsmitglieder des KOR repräsentierten unterschiedliche geistig-ideelle Traditionen (darunter waren unter anderen der Schriftsteller Jerzy Andrzejewski, Edward Lipiński, Jacek Kuroń, Jan Józef Lipski, Antoni Macierewicz, Aniela Steinsbergowa und der katholische Priester Jan Zieja). Das KOR unterstützte die Opfer von Repressionen in Folge der Arbeiterproteste in rechtlicher und finanzieller Hinsicht, sammelte Informationen über die staatlichen Übergriffe und veröffentlichte diese. Es forderte die Freilassung aller Inhaftierten und die Wiedereinstellung der an den Protesten Beteiligten. Zur Untermauerung dieser Forderungen wurde gesellschaftlicher Druck aufgebaut: durch Petitionen an die Partei- und Staatsführung, durch „Visitationen“ von Gerichtsverhandlungen gegen die betroffenen Arbeiter sowie durch die umfassende Verbreitung von Informationen über die Verletzung rechtlicher Bestimmungen.
KOR und seine Mitglieder unternahmen Aktionen, die zuvor als undenkbar galten und die – so hatte es den Anschein – das System nicht hinnehmen konnte. Es war seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges das erste in der Öffentlichkeit agierende Bürgerrechtskomitee (die Liste der Mitglieder samt Adressen und Telefonnummern war öffentlich zugänglich), das die Gesellschaft ermunterte, sich gegen das von der Staatsmacht verkörperte Unrecht zur Wehr zu setzen. Im Herbst 1976 erschienen die ersten unzensierten Druckerzeugnisse des Komitees – „Komunikat KOR“ und „Biuletyn Informacyjny“ (Informationsbulletin). Zur Herstellung dieser Publikationen standen ab der Jahreswende 1976/77 Vervielfältigungsapparate zur Verfügung. Über seine Ziele und Aktivitäten informierte KOR ausländische Journalisten, es wurden Kontakte zu Landsleuten im Exil geknüpft und über westliche Rundfunksender (beispielsweise Radio Freies Europa) gelang es, immer breitere Gesellschaftsschichten zu erreichen.
Das Regime reagierte hart: KOR-Aktivisten wurden verhaftet und mit Wohnungsdurchsuchungen, Inhaftierung bis 48 Stunden Dauer und anonymen Drohanrufen schikaniert. Viele verloren ihre Arbeit. Am 7. Mai 1977 wurde in Krakau die Leiche des Studenten Stanisław Pyjas gefunden, der mit dem KOR zusammengearbeitet hatte und höchstwahrscheinlich von Mitarbeitern des Staatssicherheitsdienstes ermordet worden war (dieses Verbrechen ist nie aufgeklärt worden, die Täter sind bis heute nicht ermittelt). Die Antwort von KOR waren Demonstrationen in Krakau, worauf die Staatsmacht mit der Verhaftung der führenden Vertreter des Komitees reagierte. Dies führte jedoch nicht zum Ende der KOR-Bewegung, denn einige Wochen später wurde der bereits geplante Gerichtsprozess abgesagt und im Juli eine Amnestie verkündet.
Die Jahre 1977 bis 1980 sind die Zeit der Weiterentwicklung und Vervollkommnung der vom KOR im ersten Jahr seiner Existenz ergriffenen Initiativen. Im September 1977 gestaltete sich das KOR in das Komitee für Gesellschaftliche Selbstverteidigung „KOR“ (Komitet Samoobrony Społecznej, KSS „KOR“) um. Deklarierte Ziele dieser Organisation waren der Kampf gegen alle Formen von Unrecht, die Unterstützung der Bürger in ihrem Streben nach Selbstorganisation und bei der Verteidigung ihrer sozialen Rechte sowie die Durchbrechung des staatlichen Informationsmonopols. Parallel dazu entstanden Initiativen in unterschiedlichen sozialen Milieus: die Studentischen Solidaritätskomitees (Studenckie Komitety Solidarności; SKS) an allen großen Hochschulstandorten, 1978 die ersten Komitees für bäuerliche Selbstverteidigung (Komitety Samoobrony Chłopskiej) sowie die ersten Freien Gewerkschaften (Wolne Związki Zawodowe; WZZ), die in Danzig (Gdańsk) und Kattowitz (Katowice) ihre größte Bedeutung erlangten. Im Oktober 1977 starteten in Warschau unabhängig organisierte Vorlesungen, die das Ziel hatten, das Wissen der Studierenden um geistes- und sozialwissenschaftliche Aspekte zu ergänzen, die an den von Partei und Staat kontrollierten Hochschulen nicht vermittelt wurden. Im Februar 1978 gründeten 54 Wissenschaftler und Literaten die Gesellschaft für Wissenschaftliche Kurse (Towarzystwo Kursów Naukowych; TKN), die die Schirmherrschaft über die angebotenen Lehrveranstaltungen übernahm und diese auch organisatorisch betreute – Koordinator der Lehrveranstaltungszyklen war Andrzej Celiński.