Für die Streiks im Sommer 1980 gab es vielfältige Gründe. Unmittelbare Ursache war die sich ständig verschärfende wirtschaftliche Situation, die sich umso mehr bemerkbar machte, als die Lage in der ersten Hälfte der 70er Jahre noch entspannter gewesen war. Hinzu kam die Wahl des Krakauer Kardinals Karol Wojtyła zum Papst Johannes Paul II., was die Menschen moralisch stärkte und ihnen eine klare Projektionsfläche für ihre Emotionen und Hoffnungen sowie eine leicht zu fassende ideelle Alternative bot. Der Papstbesuch in Polen 1979 verlieh diesem Wandel kräftige Impulse, er war nicht zuletzt auch eine Lektion für das Volk, sich selbst zu organisieren, gemeinsam mit Millionen anderen religiöse Begeisterung zu erleben, die eigene Identität zu erfahren und seine Überzeugungen in aller Öffentlichkeit zu demonstrieren. Viele Merkmale der für die Solidarność charakteristischen Großdemonstrationen und Streiks lassen sich auf Verhaltensweisen und Erfahrungen zurückführen, die sich während des Papstbesuches herausgebildet hatten.
Die am 1. Juli 1980 einsetzenden Arbeiterstreiks, die anfangs zwar von nur kurzer Dauer waren und sich auf ökonomischen Forderungen beschränkten, bereiteten den Weg für eine zweite Streikwelle, die am 14. August begann. An diesem Tag traten die Arbeiter der Danziger Werft in den Ausstand. Angeführt wurden die Proteste von den Aktivisten der Freien Gewerkschaften, Vorsitzender des Streikkomitees wurde Lech Wałęsa. Der Streik erfasste zunächst Dutzende, dann Hunderte von Betrieben in Danzig und Gdynia, was dazu führte, dass am 16. August eine gemeinsame Vertretung der Streikenden – das „Überbetriebliche Streikkomitee“ (Międzyzakładowy Komitet Strajkowy; MKS) mit Lech Wałęsa an der Spitze berufen wurde. Erarbeitet wurde eine Liste mit 21 Forderungen. Der Staat solle das Recht auf Gründung freier Gewerkschaften anerkennen, lautete die erste Forderung. Verlangt wurde das Recht zu streiken, auch sollten persönliche Überzeugungen keine Repressionen mehr zur Folge haben. Durch die Solidarität der Streikenden untereinander und die rasante Ausbreitung der Proteste auf andere Städte (zu erwähnen ist insbesondere Stettin/Szczecin am 18. August) vor eine Entscheidung gestellt, nahmen die Vertreter der Staatsmacht Verhandlungen mit dem Überbetrieblichen Streikkomitee auf. In ihren Gesprächen mit der Regierenden erhielten die streikenden Arbeiter Unterstützung eines Expertenteams unter der Leitung von Tadeusz Mazowiecki und Bronisław Geremek.
Die Streiks erfassten weitere Städte und Industriestandorte, vielerorts entstanden ebenfalls Überbetriebliche Streikkomitees nach Danziger Muster und mit einem ähnlichen Forderungskatalog. Ende August 1980 befanden sich 700.000 Arbeiter und Angestellte in 700 Betrieben und insgesamt 28 Woiwodschaften im Ausstand. Die Staatsführung geriet durch diese Massenbewegung unter Druck und unterzeichnete Vereinbarungen mit den Streikenden: am 30. August 1980 in Stettin und einen Tag später in Danzig. Von besonderer Bedeutung war die Danziger Vereinbarung, unterzeichnet von Lech Wałęsa und Vizepremier Mieczysław Jagielski: Die Arbeiter erhielten darin das Recht zur Gründung unabhängiger, selbstverwalteter Gewerkschaften. Neben dem Streikrecht wurde auch eine rechtliche Regelung zur Begrenzung der Zensur in die Vereinbarung aufgenommen. Der Staat verpflichtete sich zudem zur Freilassung der aus politischen Gründen Inhaftierten. Viele Punkte der Vereinbarung betrafen soziale und ökonomische Fragen.
Die von nun an im ganzen Land entstehenden neuen Gewerkschaften vereinigten sich am 17. September 1980 zur Unabhängigen Selbstverwalteten Gewerkschaft „Solidarność“ (Niezależny Samorządny Związek Zawodowy – NSZZ „Solidarność“). Binnen weniger Monate hatte die an der Basis entstandene und gewachsene Solidarność (Solidarität) mehr als neun Millionen Mitglieder und war damit die größte Organisation in Polen. In ihren Reihen waren Arbeiter und Angestellte organisiert, die das Streben nach Selbstbestimmung und nach Durchsetzung ihrer Bürgerrechte vereinte. Sie wussten, dass die Solidarność natürlich ihre gewerkschaftlichen Funktionen wahrnehmen, zugleich jedoch ein Garant für die Erneuerung vieler Lebensbereiche des Landes sein würde – ökonomische Reformen standen an, Ungerechtigkeiten, Rechtsverstöße und Machtmissbrauch mussten beseitigt, die Wahrheit in der Berichterstattung der Medien sowie im Schulunterricht wiederhergestellt werden. Schnell wurde die Solidarność auch zu einer Bewegung für die Wiedererlangung von Bürgerrechten und die Wiederinbesitznahme nationaler Traditionen, was an den damals errichteten Denkmälern ablesbar ist. Mit ihnen wurde des Posener Aufstands vom Juni 1956, der Arbeiterproteste im Dezember 1970 in Danzig, Gdingen und Stettin sowie der Proteste in den Radomer Ursus-Werken im Juni 1976 gedacht.
Die offiziell am 10. November 1980 registrierte Gewerkschaft Solidarność hatte die Struktur einer Dachorganisation. Die organisatorische Leitung oblag der sogenannten Landesverständigungskommission (Krajowa Komisja Porozumiewawcza; KKP), die mit Vertretern aus allen autonomen Regionalorganisationen besetzt war. Den Vorsitz hatte Lech Wałęsa inne, der zugleich auch die Danziger Regionalorganisation leitete. Lech Wałęsa galt bei nahezu allen Solidarność-Mitgliedern als der eigentliche Held des August 1980, als Symbol und Anführer der gesamten Bewegung. Seine Autorität schweißte die Gewerkschaft zusammen und wirkte Dezentralisierungstendenzen entgegen. Ihre stärksten Organisationen hatte die Solidarność in Niederschlesien (Breslau), Masowien (Warschau), Westpommern (Stettin) und Kleinpolen (Krakau). Neben den Streikführern aus dem August 1980 – außer Lech Wałęsa auch Andrzej Gwiazda und Bogdan Lis – sind unter den führenden Solidarność-Vertretern vor allem die Regionalleiter Zbigniew Bujak (Masowien), Władysław Frasyniuk (Niederschlesien), Marian Jurczyk (Westpommern) und Jan Rulewski (Region Bromberg) zu nennen. Auch spielten Bürgerrechtler und Oppositionelle aus der Zeit vor dem August 1980 eine wichtige Rolle. Sie unterstützten die Gewerkschaft beim Aufbau von Organisationsstrukturen, bei der Herausgabe von Publikationen und Infomaterialien sowie bei der Einrichtung von Informationsstellen. Als Berater und Experten engagierten sich unter anderen Tadeusz Mazowiecki, Bronisław Geremek, Jacek Kuroń, Adam Michnik, Wiesław Chrzanowski und Jan Olszewski. Auf diese Weise brachten sie auch die Traditionen und die ideellen Werte ihrer jeweiligen politischen Heimat sowie ihre politische Erfahrung mit in die Gewerkschaft ein, was bei der Erarbeitung von strategischen und taktischen Zielen und in Gesprächen mit der Staatsmacht von unschätzbarem Wert war.